Moria: Hilfsorganisationen fordern Hilfe

Nachdem in der Nacht auf Mittwoch das Flüchtlingslager Moria in der griechischen Ägäis fast vollständig niedergebrannt ist, fordern Caritas, Diakonie und evangelische Kirche Hilfe aus der EU.

Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien appellierte an die EU-Mitgliedstaaten und damit auch an Österreich, Lehren aus dieser Katastrophe zu ziehen und nun rasch zu helfen. „Europa hat diese Katastrophe seit vielen Monaten sehenden Auges in Kauf genommen. Die Zustände in vielen griechischen Flüchtlingslagern sind seit langem dramatisch, die hygienischen Zustände katastrophal", so Schwertner in einer Aussendung am Mittwoch.

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu medizinischer Versorgung sei nicht gewährleistet und die Coronavirus-Krise habe die Lage weiter verschärft. „Moria wurde zum Sinnbild eines beschämenden Umgangs Europas mit schutzsuchenden Menschen. Umso wichtiger ist es, jetzt zu helfen“, so Schwertner. Sonst liege nicht nur dieses Lager, sondern bald auch das Asylrecht und die Genfer Flüchtlingskonvention in Schutt und Asche. „Wir dürfen nicht nur Grenzen, wir müssen auch Menschen schützen.“

Chalupka: Moralische Überlegenheit aufgeben

Auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka rief die österreichische Bundesregierung dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und sich „am Konzert der europäischen Staaten, die eine Tradition der Hilfsbereitschaft haben“, zu beteiligen. Der Großbrand in dem Lager mit über 20.000 geflüchteten Menschen, darunter zahlreichen Frauen und Kindern, sei eine „Katastrophe mit Ansage“. Monatelang hätten kritische Stimmen vor den Zuständen in Moria gewarnt, so Chalupka ebenfalls in einer Aussendung am Mittwoch.

EIn Mann und Kinder neben rauchenden Überresten des Flüchtlingslagers Moria

APA/AP/Petros Giannakouris

Etwa 13.000 Menschen sind im Flüchtlingslager Moria durch mehrere Brände obdachlos geworden

Spendenhinweise

Caritas Spendenkonto:

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Diakonie-Spendenkonto:

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Kennwort: Flüchtlingshilfe Griechenland

Es brauche ein dringendes Umdenken der europäischen Regierungen. Man müsse man in einer Koalition der Willigen Griechenland helfen. Was man aufgeben müsse sei „die Pose der moralischen Überlegenheit auf Grund eines angeblichen höheren Ziels das Leiden von tausenden Kindern, Frauen und Männern hinzunehmen.“ Die Direktorin der evangelischen Diakonie, Maria Katharina Moser, kritisierte Moria als „Inbegriff des Totalversagens der europäischen Flüchtlingspolitik“.

Moser: Verzweifelte lage der Menschen"

Das Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos sei jedoch nur eines von fünf EU-Hotspots in Griechenland, ursprünglich eingerichtet, um in der EU ankommende Asylsuchende zu registrieren und dann rasch auf die EU-Mitgliedsstaaten aufzuteilen. Aktuell soll es laut Diakonie für rund 42.000 Menschen - über die Hälfte sind Frauen, Kinder und Jugendliche - kein Weiterkommen geben. Mittlerweile habe dies zu einer „verzweifelten Lage der Menschen“ geführt. Sogar Kinder würden sich das Leben nehmen, berichtete das evangelische Hilfswerk.

Nach Angaben der Diakonie, die mit ihrer Partnerorganisation „Stand by me Lesvos“ vor Ort tätig ist, sind in Moria 13.000 Menschen in der Nacht auf Mittwoch obdachlos geworden, viele seien aus dem Lager geflohen. Erste Nothilfeaktivitäten in dem für 3.000 Flüchtlinge ausgelegten Camp seien bereits angelaufen.

Bedford-Strohm: Sofort und dauerhaft helfen

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat mit „Trauer und Entsetzen“ auf die Bilder vom brennenden Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos reagiert. „Das Ausmaß des Brandes lässt Schlimmes befürchten. Noch ist unklar, ob Menschen zu Tode gekommen sind. Meine Befürchtungen sind groß. Und meine Gebete intensiv“, sagte Bedford-Strohm am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

„Das Leid, das tausende Menschen dort seit Monaten ertragen, lässt sich kaum in Worte fassen“, sagte der bayerische Landesbischof. Obwohl seit langer Zeit auf die Zustände hingewiesen werde, hätten nur wenige Menschen das Lager verlassen dürfen. „Jetzt muss den Menschen sofort und dauerhaft geholfen werden.“ Das Flüchtlingslager Moria ist seit Jahren heillos überfüllt.

Hilfen aus Österreich

Auch die österreichische Caritas ist gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen in Griechenland im Einsatz. Zuletzt wurden mehr als 20.000 Hilfspakete mit Hygieneartikeln, Babynahrung, Decken, Schlafsäcken und anderen Hilfsgütern ausgegeben. Auf der Flüchtlingsinsel Chios wurde ein Krankenwagen mit Spenden aus Österreich in Betrieb genommen und 100.000 Euro wurden zur Verfügung gestellt, um die Wasser-, Sanitär-, und Hygienebedingungen im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Samos zu verbessern.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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