Coronavirus

Anselm Grün: „Außergewöhnlich schwierige Zeit“

Die Coronavirus-Pandemie ist nach Ansicht von Benediktinerpater Anselm Grün (75) für die Menschen extrem herausfordernd. „Für die Gesellschaft ist es sicherlich eine außergewöhnlich schwierige Zeit, weil die Fundamente erschüttert werden“.

Das sagte Grün der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehörten die „Planbarkeit des Lebens, der Austausch miteinander und die Sicherheit in der Arbeit“. Stattdessen gebe es jetzt Angst vor der Zukunft und vor der Krankheit. Umso wichtiger sei da, auch „eine spirituelle Antwort“ zu geben, sagte der Bestsellerautor in der Abtei Münsterschwarzach. „Ich versuche, jetzt mehr zu schreiben, auch in Facebook und bei Instagram, dass die Menschen Anregungen bekommen“, sagte Grün.

„Ich merke schon, dass die Menschen sehr hungrig sind nach guten Worten. Nicht nach salbungsvollen Worten, sondern nach realistischen Worten, die aber trotzdem aufbauen.“ Pater Anselm Grün gilt mit mehr als 300 Büchern und einer geschätzten Auflage von 20 Millionen Exemplaren als meistgelesener christlicher Autor im deutschsprachigen Raum.

Rituale helfen im Alltag

Menschen suchten derzeit nach Halt. Er selbst bekomme mehr Anfragen als sonst, per Mail oder per Brief. Von Menschen, die vom Alleinsein oder von Überlastung in der Coronavirus-Krise berichteten. „Die Leute merken schon, dass da Spiritualität eine wichtige Hilfe wäre. Wie zum Beispiele bestimmte christliche Rituale, mit denen man den Tag beginnt und beendet.“

Anselm Grün bei der Frankfurter Buchmesse 2015
Anselm Grün bei der Frankfurter Buchmesse 2015

Für ihn persönlich sei die Corona-Pandemie keine schwierige Zeit. „Weil ich es genießen kann, mehr Zeit zu haben“, sagte der Mönch. Statt bisher sechs Stunden schreibe er jetzt in der Woche acht bis neun Stunden. Beim Schreiben sei aber auch Lesen dabei. Wenn er etwas nachschauen wolle, gehe er in die Bibliothek. „Ich schaue nicht im Internet nach. In meiner Klosterzelle habe ich überhaupt kein Internet. Ich benutze Lexika und andere Bücher“, sagte er.

Mehr Zeit in der Krise

Gerade beschäftige er sich damit, wie man als Kirche und als Mönch vor allem die 30- bis 40-Jährigen erreichen könne. „Das sind Menschen, die sich oft von der Kirche abgewandt haben, aber trotzdem mitten im Leben stehen und durchaus offen sind für Werte.“ Noch sei er da auf der Suche nach der „richtigen Sprache“.

Covid-19 habe für ihn auch weniger Lesungen und keine Auslandsreisen bedeutet, sagte der Pater. „Ich habe daher viel mehr gelesen.“ Und mehr als sonst habe er auch Musik gehört. „Meistens geistliche Musik: Bach-Kantaten und Mozart-Messen.“