Katholische Sozialakademie

Offener Brief: Ksoe „darf nicht verstummen“

130 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie 39 Initiativen haben der vor einem „Relaunch“ stehenden Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) jetzt öffentlich ihre Solidarität bekundet.

In einem offenen Brief, den die Wochenzeitung „Die Furche“ in ihrer aktuellen Ausgabe abdruckte, heißt es, die Unterzeichner blickten „mit Sorge dem Vorhaben einer ‚Neuaufstellung‘“ entgegen. „Wir befürchten nicht nur das Verstummen einer wichtigen Stimme in der österreichischen Gesellschaft, sondern ebenso, dass ein fruchtbarer Ort des inter- und transdisziplinären Dialogs versiegelt wird.“

Initiatoren des Schreibens sind drei ehemalige „Schasching-Fellows“ – die an der ksoe-Forschungsstelle für Sozialethik im Geist des österreichischen Jesuiten P. Schasching (1917-2013) tätigen Andreas Exner, Christina Plank und Sebastian Thieme.

Namhafte Unterzeichnende

Unter den namhaften Unterzeichnenden sind der frühere Zweite Nationalratspräsident Heinrich Neisser (ÖVP), der Theologe und Ex-Grünabgeordnete Severin Renoldner, KABÖ-Vorsitzende Anna Wall-Strasser, die Sozialethiker Wolfgang Palaver und Kurt Remele, der Moraltheologe Gunter Prüller-Jagenteufel, Klaus und Ulrike Sambor von Attac/Grundeinkommen, der Schriftsteller Peter Rosei sowie die Politikwissenschaftler Emmerich Talos, Birgit Sauer und Karin Heitzmann.

Unterstützende Institutionen sind u. a. das Forum Katholischer Erwachsenenbildung, die Evangelische Akademie, das Bildungsnetzwerk „Pilgrim“, die Bundesjugendvertretung, „Attac Österreich“, das Reparatur- und Service-Zentrum „R.U.S.Z“ und verschiedene Gewerkschaftsorganisationen.

„Neu gedacht und als Institution neu definiert“

Dem offenen Brief ging die Ankündigung der Österreichischen Bischofskonferenz voraus, die Katholische Sozialakademie solle „neu gedacht und als Institution neu definiert werden“. Anlass für diesen Prozess, bei dem die Marke „ksoe“ erhalten bleiben soll, seien finanzielle Probleme, die sich jetzt auch durch coronabedingte Mindereinnahmen beim Kursangebot der ksoe verschärft hätten.

Innerhalb eines Jahres sollen die Weichen für eine strukturell-organisatorische Neuaufstellung gestellt sein, wie Werner Freistetter als einer von drei damit betrauten Bischöfen mitteilte. Der ebenfalls involvierte Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hielt kürzlich bei einer Veranstaltung fest, dass der prinzipielle Fortbestand der ksoe „unbestritten“ sei; die mit Experten zu erarbeitende Neuaufstellung solle die ksoe „stärker im Verbund mit der Caritas im Sinne einer Grundlagenarbeit“ verorten.

Neuausrichtung „politisch begründet“?

Für die Unterzeichner des Offenen Briefes spricht der Umstand, dass die Zukunft der in der Sozialakademie tätigen Mitarbeiter zur Disposition gestellt wurde, „deutlich – und allen Bekundungen zum Trotz – für eine in erster Linie inhaltlich, ja, politisch begründete Neuausrichtung der ksoe“. Die Sozialakademie habe in über 60 Jahren sehr erfolgreich unter Beweis gestellt, das nun anvisierte „Kompetenzzentrum“ der Katholischen Soziallehre zu sein, „das die kirchliche Expertise in diesem Bereich zeitgemäß bündelt, vertieft und in einem ökumenisch offenen Dialog mit den staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen umsetzt“.

Als Wissenschaftler und Wissenschafterinnen unterschiedlicher Disziplinen und als zivilgesellschaftliche Initiativen aus einer Vielfalt verschiedener Themenbereiche „schätzen wir die Arbeit und Arbeitsweise der ksoe“, so die Unterzeichnenden. Sie sei eine „wichtige unabhängige und kritische Stimme“ in der Gesellschaft, die notwendige Debatten anrege und Raum für einen interdisziplinären Dialog biete.

Die für den beabsichtigten „Relaunch“ Verantwortlichen werden "mit Nachdruck dazu aufgerufen und ermutigt, den bisherigen inhaltlichen und personellen Kurs der ksoe „nicht nur zu stärken, sondern zu vertiefen und zu erweitern und in diesem Sinn für eine solide Finanzierung zu sorgen“.