Antrittsbesuch

Neuer Oberrabbiner beim Bundespräsidenten

Der neue Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Jaron Engelmayer, hat am Dienstag seinen Antrittsbesuch bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen absolviert.

Begleitet wurde er von IKG-Präsident Oskar Deutsch und Generalsekretär Benjamin Nägele. Van der Bellen hieß Engelmayer herzlich willkommen, hieß es in der Präsidentschaftskanzlei. Man tauschte sich über aktuelle Themen der Kultusgemeinde aus, es ging auch um Antisemitismus und die Situation in der Coronavirus-Pandemie.

Der neue Oberrabbiner der Israelitschen Kultusgemeinde Wien, Jaron Engelmayer, am Dienstag, 22. September 2020, beim Antrittsbesuch bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen
APA/Peter Lechner
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der neue Oberrabbiner Jaron Engelmayer tauschten sich unter anderem über die Coronavirus-Pandemie aus

Studium in USA und Israel

Der gebürtige Schweizer Engelmayer trat seinen Dienst als Gemeinderabbiner in Wien im August 2020 an. Rabbiner war er bereits in der Synagogen-Gemeinde Köln, davor war er Gemeinderabbiner in Aachen. Geboren wurde er 1976 in Zürich, wo er in der dortigen Israelitischen Religionsgesellschaft auch aufwuchs.

Nach dem Schulabschluss begann er ein Studium in New York – IT, Computerwissenschaften, Mathematik, Wirtschaft – und wechselte dann für neun Jahre an die religiöse Bildungseinrichtung Jeschiwa Birkat Mosche in Ma’ale Adumim in Israel. 2002 wurde er zum Rabbiner ordiniert.

„Zionistisch und weltoffen“ erzogen

Schon Engelmayers Großvater war Rabbiner. Er selbst sei in der Schweiz zionistisch, aber gleichzeitig sehr weltoffen erzogen worden, sagt er. Bevor er im Herbst 2005 seine Tätigkeit in Aachen antrat, arbeitete er bei der Ronald S. Lauder Foundation in Frankfurt am Main, wo er auch seine Frau Chana kennen lernte, die als Kind als Flüchtling aus Tadschikistan nach Deutschland kam.

2015 beendete er nach sechs Jahren seine Tätigkeit in Köln und zog mit seiner Familie nach Israel. Zuvor hatte er dort bereits in der Armee gedient. Für die Anliegen der Israelis setzt er sich dementsprechend ein. So sagte er im September vergangenen Jahres bei einem Vortrag bei der Gemeinschaft Sant’Egidio: „Für mich ist es nicht erklärbar, warum Juden nicht auf dem Tempelberg beten dürfen, obwohl es für uns der heiligste Ort der Welt war und ist.“

Engelmayer war Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands und gilt als charismatisch und weltgewandt. In seiner Zeit in Aachen war im vor allem die Jugendarbeit ein Anliegen. Er spricht Hebräisch, Englisch, Deutsch, Jiddisch, Italienisch, Russisch und Französisch. Er ist Vater von fünf Kindern.