Katholiken

„Sonntag der Völker“ wird gefeiert

Die katholische Kirche will am kommenden „Sonntag der Völker“ (27. September) auf die Vielfalt der Nationen in der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft aufmerksam machen.

Unter dem Motto „Gerechtigkeit“ nimmt der gemeinsame Fixpunkt der katholisch fremdsprachigen Seelsorge in diesem Jahr die Rolle der Menschen mit Migrationshintergrund in der Gesellschaft und im Leben der Kirche in den Fokus. Dazu finden in den meisten Domkirchen Österreichs besonders gestaltete Gottesdienste statt, bei denen die Gläubigen der anderssprachigen katholischen Gemeinden im Zentrum stehen.

Heuer müssen dabei freilich die geltenden Coronavirus-Beschränkungen eingehalten werden, weshalb das Anliegen dieses speziellen Sonntags heuer verstärkt auch in allen Pfarren zur Sprache kommen soll.

Thema Migration hervorheben

Das sagte Alexander Kraljic, Nationaldirektor für die katholische fremdsprachige Seelsorge, am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Die notwendigen Einschränkungen bei den großen diözesanen Feiern gehen für Kraljic mit der Chance einher, fremdsprachige Seelsorge und das Thema Migration in Pfarrmessen besonders hervorzuheben.

Domkirche St. Pölten
ORF.at/Christian Öser
Diözesanbischof Alois Schwarz leitet im Dom in St. Pölten einen Festgottesdienst mit der kroatischen Gemeinde sowie afrikanischen, brasilianischen und philippinischen Gläubigen

In Wien wird Weihbischof Franz Scharl am Sonntag im Stephansdom zusammen mit Seelsorgern der fremdsprachigen Gemeinden um 10.15 Uhr den traditionellen Festgottesdienst feiern. Viele fremdsprachige Gemeinden in Wien würden den „Sonntag der Völker“ freilich heuer „anders als sonst üblich eher unter sich feiern“, so Kraljic.

Um die örtliche Distanz zu überbrücken, haben Weihbischof Scharl und Johannes Gönner, Rektor der anderssprachigen Gemeinden der Erzdiözese Wien, Videobotschaften aufgenommen, die in den betroffenen Gemeinden während der Gottesdienste zu sehen sein werden.

Live und Videobotschaften

Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl feiert am Sonntag unter Mitwirkung verschiedener fremdsprachiger Gemeinden um 10.00 Uhr einen vielsprachigen Gottesdienst im Grazer Dom. Die Messe wird live im Internet gestreamt und bildet gleichzeitig den Auftakt zu einer virtuellen Wallfahrt am „Sonntag der Völker“ zu der Missio-Steiermark und das Welthaus der Diözese Graz-Seckau einladen. Über den Youtube-Kanal des Welthauses werden nach der Messe Stationen u. a. mit Beiträgen aus den Grazer Partnerdiözesen Masan (Korea) und Bom Jesus da Lapa (Brasilien) eingespielt.

In Innsbruck feiert Bischof Hermann Glettler ebenfalls 10.0 Uhr im Dom St. Jakob mit Vertretern aus anderssprachigen Gemeinden. Zeitgleich leitet der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz im Dom in St. Pölten einen Festgottesdienst mit der kroatischen Gemeinde sowie afrikanischen, brasilianischen und philippinischen Gläubigen.

Ebenfalls um 10.00 Uhr gibt es im Linzer Mariendom einen vielsprachigen Gottesdienst mit Dompfarrer Maximilian Strasser. Das traditionelle Begegnungsfest zum „Sonntag der Völker“ am Linzer Domplatz muss heuer jedoch entfallen. Die Erzdiözese Salzburg feiert den „Sonntag der Völker“ mit einem Festgottesdienst um 11.00 Uhr in der Kirche Salzburg-St. Andrä.

Von „Gastarbeitersonntag“ zu „Begegnung der Völker“

Der „Sonntag der Völker“ hieß früher „Gastarbeitersonntag“ bzw. „Ausländersonntag“. Die katholische Kirche legt großen Wert auf die „Begegnung der Völker“ auch innerhalb der christlichen Gemeinden: 2004 veröffentlichte der Vatikan das Dokument „Die Liebe Christi zu den Migranten“, in dem es heißt: „Die Fremden sind ein sichtbares Zeichen und ein wirksamer Aufruf jenes Universalismus, der ein grundlegendes Element der katholischen Kirche ist.“

Österreichweit wird der „Sonntag der Völker“ von der Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge getragen, die im Verbund mit mehreren diözesanen Einrichtungen auch die Seelsorge in den vielen anderssprachigen katholischen Gemeinden organisiert.

Dach für fremdsprachige Gemeinden

Seit mehr als 40 Jahren bildet die Nationaldirektion ein Dach für fremdsprachigen Gemeinden, die nicht nur auf Englisch, Französisch, Polnisch, Ungarisch, Spanisch und Italienisch, sondern beispielsweise auch auf Farsi, Arabisch, Albanisch oder Mandarin und auch auf Swahili und Vietnamesisch ihren Glauben bekennen.

Eine halbe Million Katholiken in Österreich haben laut Angaben der Nationaldirektion Migrationshintergrund, wobei zwei Drittel davon in Wien und Umgebung leben. Die meisten der praktizierenden Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert, viele Migranten besonders aus den ersten Generationen jedoch auch in den anderssprachigen Gemeinden.

Auch „Welttag der Flüchtlinge“

Parallel zum „Sonntag der Völker“ begeht die Kirche am 27. September auch den diesjährigen „Welttag der Migranten und Flüchtlinge“. In seiner diesjährigen Botschaft zu diesem kirchlichen Welttag erinnert Papst Franziskus an die prekäre Lage der Binnenvertriebenen weltweit.

Es handele sich um ein „unsichtbares Drama“, das sich durch die Coronavirus-Pandemie nochmals verschärft habe, schrieb der Papst in dem im Mai vom Vatikan veröffentlichten Text. Viele internationale Rettungsinitiativen seien angesichts der Viruskrise „auf den letzten Platz der nationalen politischen Tagesordnungen“ gerückt, mahnt der Papst.

Laut aktuellen Schätzungen sind mindestens 50 Millionen Menschen innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht vor Konflikten, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen oder Naturkatastrophen.