Israel

Gesammelte Gebete für die Westmauer

Mit einer großen Sammelaktion will die staatliche israelische Einwanderungsorganisation „Jewish Agency for Israel“ es Jüdinnen und Juden weltweit ermöglichen, trotz Pandemie Gebetszettel in die Ritzen der Westmauer (Klagemauer) zu stecken.

Interessierte können ihre Gebetsnotizen an die Organisation senden. Diese werde dann dafür sorgen, dass die Zettel an der Westmauer ankommen, hieß es am Donnerstag laut deutsche Katholischer Nachrichten-Agentur KNA in einer Pressemitteilung der Jewish Agency.

Die Kampagne sei vor dem Hintergrund entstanden, dass in diesem Jahr der Zugang zu Jerusalem für Israelis und Juden aus aller Welt wegen des Coronavirus stark eingeschränkt ist. „Als Organisation, deren Mission es ist, das globale Judentum und seine Beziehungen zu Israel zu stärken, hielten wir es für angebracht, diesen für viele so wichtigen Akt in dieser Hochsaison zu erleichtern“, erklärte der Vorsitzende der Organisation, Isaac Herzog.

Ein Ultraorthodoxer vor der Westmauer (Klagemauer) in Jerusalem
APA/AFP/Ahmad Gharbali
Die Tradition der Gebetszettel reicht mindestens ins 19. Jahrhundert zurück

Gebete und kleine Bitten

Traditionell besuchen in der Zeit zwischen dem jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana und dem Versöhnungstag Jom Kippur, der in diesem Jahr am Abend des 27. September beginnt, besonders viele Gläubige die heilige Stätte in der Jerusalemer Altstadt. Eine Tradition ist dabei, Gebete und Bitten auf kleine Zettel zu schreiben und in die Mauerritzen zu schieben.

Die Tradition der Gebetszettel geht mindestens ins 19. Jahrhundert zurück, manche nehmen an, dass bereits im frühen 18. Jahrhundert Zettel in der Mauer zu finden waren. Vermutlich kamen die ersten in den Taschen von Pilgern: im Auftrag jener, die den Weg zur heiligen Stätte selbst nicht machen konnten. Das Angebot, digital Bitten zu übermitteln, die dann ausgedruckt und in die Mauer gesteckt werden, besteht seit längerem.

Zweimal im Jahr, vor dem Pessachfest im Frühjahr und dem jüdischen Neujahr im Herbst, wird die Gebetsstätte am Fuße des Tempelbergs von den Zetteln befreit. Diese werden dann ungelesen auf dem jüdischen Friedhof auf dem Ölberg begraben.