Judentum

Jom Kippur: Versöhnung mit Gott und Mensch

Jom Kippur ist der Höhepunkt der zehn jüdischen Bußtage. Als Versöhnungstag ist es der wichtigste Festtag des jüdischen Jahres. Jom Kippur beginnt Sonntagabend und dauert bis Montagabend.

Nach talmudischer Tradition wird dann das Urteil über den Menschen, das am Neujahrsfest, dem Tag des Gerichts, gefällt wurde, besiegelt und bekommt damit Gültigkeit. Der Feiertag steht in einer Reihe von Festtagen im Herbst, die mit dem jüdischen Neujahrsfest, „Rosch ha-Schana“, beginnen. Nach jüdischer Vorstellung trägt Gott zu Rosch ha-Schana sein Urteil über die Geschöpfe in das „Sefer ha-Chajim“ (Buch des Lebens) ein, doch erst am Jom Kippur wird das göttliche Urteil besiegelt.

Durch tätige Reue, Umkehr („Tschuva“) und gute Taten in den zehn Tagen zwischen Rosch ha-Schana und Jom Kippur können die Gläubigen ein schlechtes Urteil noch zum Guten wenden. Jom Kippur ist ein strenger Fasttag – von Beginn des Festes am Abend bis zu seinem Ausgang am nächsten Abend (25 Stunden). Weder Essen noch Trinken sind erlaubt, keine sexuellen Kontakte und auch jegliche Art von Arbeit ist verboten.

„Schabbat der Schabbate“

Auch viele nicht strenggläubige Juden halten Jom Kippur ein, es gilt als der „Schabbat Schabbaton“ der Schabbat der Schabbate. Bevor man sich am Vorabend des Festes in die Synagoge begibt, wird daheim ein Licht zum Andenken an die verstorbenen Angehörigen gezündet. Viele Gläubige tragen in den Synagogen weiße Kleidung und eine weiße Kopfbedeckung.

Ein jüdisches Mädchen hält während eines Gebets zu Jom Kippur ein Buch zu ihrem Mund
Reuters/Amir Cohen
Zu Jom Kippur steht die Versöhnung mit Gott, aber auch mit den Menschen im Vordergrund

Heuer können wegen der Coronavirus-Maßnahmen nicht so viele Gläubige wie üblich in die Synagogen gehen, die Personenzahl ist beschränkt. Wie der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister religion.ORF.at sagte, wird dadurch aus jüdischer Sicht die Religionsausübung aber nicht eingeschränkt. Es fehle zwar die Gemeinschaft, auf die Gebete habe dies jedoch keine Auswirkung, so Hofmeister.

Bitte um Verzeihung und Versöhnung

Der Gottesdienst beginnt bei Tageslicht und startet mit dem „Kol Nidre“ (alle Gelübde), bei dem die unbedachten Gelübde und Schwüre null und nichtig werden. Das gilt aber nur für Gott – was man Menschen versprochen hat, wird nicht ungültig. Die Versöhnung mit Gott ist aber nur dann gültig, wenn man sich zunächst mit seinen Mitmenschen versöhnt. Deswegen ist an Jom Kippur auch eine persönliche Bitte um Verzeihung fällig für alles, was im Jahr vorgefallen ist.

Nach dem Blasen des Schofarhorns und der Rezitation des Schema („Höre Israel, Gott ist unser Herr, Gott ist einer“), wird das Fasten gebrochen. Süßspeisen sollen das Jahr symbolisch versüßen. Dabei wünscht man einander ein gutes Jahr und gute Besiegelung im Buch des Lebens.