Das Buch soll als Leitfaden dafür dienen, sich der eigenen inneren Vorgänge bewusst zu werden, die die Entscheidungsfähigkeit beeinflussen. Ihre Bücher hätten immer auch mit ihr persönlich zu tun, schreibt sie. „Es muss mir selbst Fragen beantworten bei meiner Suche nach einem gelingenden Leben. Und zu einem solchen Leben gehört für mich, wenn ich Lebensfreude, inneren Frieden und eine tiefe Verbundenheit mit allen und allem spüre“, so Wolfers auf ihrer Homepage.
Und diesen Zugang merkt man beim Lesen. Denn in dem Ratgeber „Entscheide dich und lebe! Von der Kunst, eine kluge Wahl zu treffen“ wickelt die Autorin nach und nach alle nur erdenklichen Mechanismen auf, die einen daran hindern, sich bewusst zu entscheiden. In der einen oder anderen Form kennen das wahrscheinlich alle – etwa übereilte Entscheidungen oder verschiedene Vermeidungsstrategien.
„Aufschieberitis“ z. B. ist eine sehr verbreitete „Krankheit“ mit der Folge, dass andere die Entscheidung treffen oder die Umstände. Dabei klingen Wolfers sehr direkt formulierte Sachverhalte nie verurteilend, sondern mitfühlend. „Was um Himmels willen treibt uns zu einem solchen Verhalten an, mit dem wir uns selbst schaden?“
Lust am Ungewissen
Jede Entscheidung sei ein Risiko, auch eine Nicht-Entscheidung. Und so ermutigt Wolfers, sich auf Ungewisses einzulassen. Der wichtigste Partner sei dabei das Vertrauen in sich selbst und das Ziel, ganzheitliche Entscheidungen zu treffen, die Herz, Hirn und Bauchgefühl vereinen und sich von allzuviel Perfektionismus und Kontrolldenken zu verabschieden: „Man kann einen Kuchen nicht aufessen und zugleich für morgen aufheben.“
Eine Besonderheit des Buches ist, dass es individuell gelesen werden kann/soll. Entweder man liest chronologisch oder nach eigenen Bedürfnissen. Am Ende der kurzen Kapitel gibt es Fragen zur Selbstreflexion, je nach Antwort kann man zur angegebenen weiterführenden Stelle blättern.
Allgemein menschlich
Beispielgeschichten veranschaulichen die einzelnen Kapitel; Zitate, Übungen, Reflexionen und Tipps ergänzen sie. Wolfers ermutigt, die eigenen Ängste und Sorgen, die es erschweren, eine für sich selbst stimmige Entscheidung zu treffen, zu erkennen und auch anzunehmen, aber in einer realistischen Größe. „Ängste“, so Wolfers, „haben etwas zu sagen, aber nicht zu diktieren“.
Immer wieder nimmt die Autorin Bezug auf Bibelstellen, trotzdem ist „Entscheide dich und lebe“ kein im eigentlichen Sinn religiöses Buch, sondern allgemein menschlich gehalten.
Mut zum Eigenen
Um stimmige Entscheidungen zu treffen, gelte es, Emotion und Ratio unter einen Hut zu bringen. „Wenn Bauch und Kopf – das Gefühlszentrum unseres Gehirns und unser Verstand – miteinander kooperieren, vermögen wir eine kluge Wahl zu treffen.“ Letztlich sollte aber das Herz als „Mitte unserer Person“ das letzte Wort haben. Allerdings müsse das Hören auf das Herz aufmerksam geübt werden, da es in der Hektik des Alltags leicht übertönt werde.
Das Buch ist ein Mutmachbuch, das sehr anschaulich und umfassend die Mechanismen rund ums Entscheidungtreffen beleuchtet und auch Hilfestellungen anbietet, wie man sich selbst besser kennen lernen kann. Der Ratgeber ist gut lesbar, mit Humor gespickt und vor allem wohlmeinend mit den allzu menschlichen Schwächen.
Fünf Phasen einer Entscheidung
Im hinteren Teil des Buchs werden ausführlich die fünf Phasen einer Entscheidung besprochen und die zuvor gesammelten Elemente zusammengefasst. Hat man eine gelungene Entscheidung getroffen, empfiehlt die Autorin, das zu genießen und sich darüber und daran zu freuen.
Sendungshinweis
Melanie Wolfers in LOGOS – Glauben und Zweifeln, Samstag, 28.11.2020, 19.05 Uhr, Ö1.
Aber auch auf den Fall, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, geht sie zum Schluss ein. Kurz gesagt gilt dann, Ursachenforschung zu betreiben, keine Katastrophenstimmung aufkommen zu lassen und auf den „Schienenersatzverkehr umzusteigen“ – sprich, den Mut nicht zu verlieren, neue Chancen zu erkennen und weiterzumachen.
Melanie Wolfers (49) studierte Theologie und Philosophie und war lange Zeit Hochschulseelsorgerin. Seit 2004 ist sie Ordensfrau bei den Salvatorianerinnen und schreibt nun hauptberuflich Bücher und hält Vorträge, um anderen „zu einem gelingenden Leben“ verhelfen, wie sie auf ihrer Website betont. Sie verfasste mehrere Bücher zu den Themen Mut, Freundschaft, Vergeben und Glauben.