Der Petersplatz in Rom menschenleer
APA/AFP/Filippo Monteforte
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Vatikan

Pell-Anwalt fordert Untersuchung über Zahlungen

Der Anwalt des australischen Kardinals George Pell fordert eine internationale Untersuchung über Geldflüsse aus dem Vatikan nach Australien. Angeblich sollen Zahlungen zur Beeinflussung von Anklägern beim Missbrauchsprozess gegen Pell geflossen sein.

Drahtzieher der Zahlungen sei, so italienische Medien, angeblich der zurückgetretene Kurienkardinal Angelo Becciu, der Pell als Erzfeind betrachtet habe. Im Gespräch mit australischen Medien betonte Pells Anwalt, Robert Richter, dass die Justizbehörden in Australien und im Ausland den Vorwürfen nachgehen sollten.

Italienischen Presseberichten zufolge sollen in den vergangenen Jahren circa 700.000 Euro von Konten des Vatikans nach Australien geflossen sein. Die Geldüberweisungen seien angeblich in einem Dossier mit Beweisen dokumentiert, das von Ermittlern und Staatsanwälten des Vatikans gegen Kardinal Becciu zusammengestellt worden sei, so die Berichte.

Becciu musste zurücktreten

Am 24. September wies Papst Franziskus Kardinal Becciu an, von seinem Amt in der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse zurückzutreten und die Rechte und Privilegien eines Kardinals abzulegen. Der Papst fasste den Beschluss, nachdem ihm offenbar Berichte über finanzielle Vergehen vorgelegt worden waren. Becciu bestreitet alle Vorwürfe und beteuert seine Unschuld.

Opfer-Anwältin: Kein Geld geflossen

Die Anwältin eines Ex-Chorknaben, der Pell des sexuellen Missbrauchs beschuldigt hatte, bestritt, dass ihr Mandant Geld aus dem Vatikan erhalten habe, wie die Tageszeitung „The Australian“ berichtete. Im März 2019 war der frühere Erzbischof von Melbourne wegen Missbrauchs zweier Chorknaben in den 1990er-Jahren zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.

Das höchste australische Gericht gab dann jedoch am 7. April dem Berufungsantrag des Kardinals mangels Beweisen statt. Pell wurde daraufhin nach rund 13 Monaten in Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er war der bisher ranghöchste Geistliche in der Geschichte der katholischen Kirche, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war. Pell hält sich seit vergangener Woche in Rom auf.