Schweiz

Interreligiöser Appell gegen Aus für Religionssendungen

Christen, Juden und Muslime in der Schweiz wehren sich mit einer Online-Petition gegen den Wegfall von drei Religionssendungen des öffentlich-rechtlichen Radiosenders SRF. Kompetenter Religionsjournalismus sei ein „Dienst an der Demokratie“, so die Unterstützer.

„Wir leben in Zeiten, in denen Extremisten, Verschwörungstheorien und religiöse Scharlatane Konjunktur haben“, sagte der Präsident des Trägervereins Katholisches Medienzentrum, Odilo Noti, laut dem Portal kath.ch am Freitag. „Bei Religionssendungen zu kürzen, ist gefährlich.“

SRF-Direktorin Nathalie Wappler hatte am Dienstag angekündigt, dass die Radiosendungen „Zwischenhalt“, „Blickpunkt Religion“ und „Morgengeschichte“ ab kommenden Sommer gestrichen werden sollen. Fernsehsendungen sind demnach nicht betroffen.

Rund 40 interreligiöse Unterstützende

Zu den rund 40 Unterstützern der Petition gehören neben dem Schweizer katholischen Medienbischof Alain de Raemy und dem Basler Bischof Felix Gmür auch Vertreter der reformierten und der mennonitischen Kirche sowie von Judentum und Islam. Darunter sind der Rabbiner und Holocaust-Überlebende Tovia Ben-Chorin, der Professor für Islamische Theologie Amir Dziri, die Politologin Elham Manea und Nationalrätin Sibel Arslan (Grüne).

Sendungen mit Wissensvermittlung über und Auseinandersetzungen mit Religionen erfüllten einen Grundauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, heißt es in der Petition. „Die Religionssendungen von Radio SRF ordnen das religiöse Leben in der Schweiz kompetent ein. Wissen über Religion verhindert Extremismus und Ideologien.“ Kompetenter Religionsjournalismus sei ein „Dienst an der Demokratie“.

Sparen an der „falschen Stelle“

Der Sender SRF spare an der falschen Stelle und verletze seinen Auftrag. Laut Konzession müsse er „das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, Religionen und gesellschaftlichen Gruppierungen“ fördern, hieß es.

Weiter fordert der Appell SRF-Direktorin Wappler zur Rücknahme ihrer Entscheidung auf. „Religion ist ein Schlüsselthema für das 21. Jahrhundert. Hierfür braucht es Sendeplatz und kompetente Fachjournalistinnen und Fachjournalisten“, so die Verfasser der Petition. „Religionsjournalisten leisten einen wichtigen Beitrag für den Religionsfrieden in der Schweiz. Der Kahlschlag bei der Religion muss verhindert werden!“

Streichungen am Dienstag bekanntgegeben

Am Dienstag hatte sich der Präsident der Medienkommission der Schweizer Bischofskonferenz, Mariano Tschuor, über die Ankündigung verärgert gezeigt. Von Sparmaßnahmen seien „immer die Falschen betroffen“, sagte er kath.ch. Das religiöse Angebot werde stark eingeschränkt, obwohl es im Gesamtprogramm des SRF ohnehin schon ein „kleines Nischenprodukt“ sei.

SRF-Direktorin Wappler bedauerte die Entscheidung zur Streichung der Sendungen. Zu den bereits angekündigten 50 Millionen Franken (46,4 Millionen Euro) seien bis 2024 noch 16 Millionen Franken (14,8 Millionen Euro) Einsparungen bis 2022 hinzugekommen. Auch wegen rückläufiger Werbeeinnahmen streiche der SRF Sendungen.