Vatikan

Verhaftete Beraterin soll ausgeliefert werden

Die sardische Managerin Cecilia Moragna soll durch Vermittlung von Kardinal Giovanni Becciu aus dem vatikanischen Staatssekretariat eventuell noch mehr Geld erhalten haben, als bisher bekannt ist, berichteten italienische Medien.

Es ist das erste Mal, dass der Vatikan-Staat einen Auslieferungsantrag an Italien stellt. Die Staatsanwaltschaft des Kirchenstaates wirft Moragna Veruntreuung von Geldern vor. Moragna wie auch der in Medien angegriffene Becciu weisen die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück.

Demnach könnten insgesamt weitere 500.000 Euro auf ein britisches und eventuell ein deutsches Konto geflossen sein. Diese seien jeweils mit ihrem Namen verknüpft, schreiben die Zeitungen „Corriere della Sera“ und „Il Messaggero“.

Verfahren könnte länger dauern

Das Auslieferungsverfahren gegen Moragna, die am Dienstagabend in Mailand mit einem internationalen Haftbefehl des Vatikans festgenommen wurde, kann sich Medienberichten zufolge über Wochen hinziehen. Bis zum Wochenende muss nach einer Anhörung Moragnas und ihrer Anwälte zunächst die Staatsanwaltschaft Mailand entscheiden. Weitere Einsprüche und Widersprüche sind möglich.

Kardinal Giovanni Becciu
Reuters/Guglielmo Mangiapane
Kardinal Giovanni Becciu

Intransparente Finanzgeschäfte von Kurienbehörden sollen nach Aussage des Leiters der vatikanischen Vermögensverwaltung, Nunzio Galantino, künftig ausgeschlossen sein. Dazu habe der Papst eine eigene Kommission errichtet, die vertrauliche Aktionen der Dikasterien eigens genehmigen muss, sagte der Bischof der Zeitung „Corriere della Sera“ (Donnerstag-Ausgabe).

Papst setzte Kommission ein

Diese müsse „von Zeit zu Zeit darüber entscheiden, ob Rechts- oder Wirtschaftsakte der Dienststellen einschließlich des Staatssekretariats dem Staatsgeheimnis unterliegen“, erklärte Galantino.

Galantino, seit Juni 2018 Leiter der Vermögensverwaltung APSA, gehört der „Kommission für vertrauliche Angelegenheiten“ an. Falls eine Kurienbehörde der Ansicht sei, dass eine Angelegenheit oder ein Geschäft geheim bleiben solle, „muss sie einen Antrag stellen und die Gründe dafür darlegen, und dann wird die Kommission entscheiden“, so Galantino. Präsident der Kommission ist laut einer Vatikanmitteilung von Anfang Oktober Kardinalkämmerer Kevin Farrell.

Zu den laufenden Ermittlungen wegen intransparenter Finanzgeschäfte des vatikanischen Staatssekretariats äußerte sich APSA-Leiter Galantino gegenüber dem „Corriere“ nicht.

Transparenzverordnung seit Juli

Eine seit Juli geltende Transparenzverordnung soll im Vatikan und bei Einrichtungen des Heiligen Stuhls für geordnete Auftragsvergaben, effizientere Verwaltung und faireren Wettbewerb sorgen.

Bestimmte Arbeitsverträge, interne Bestellungen von Beratern und Eigentumsübertragungen innerhalb der Kirchenverwaltung sind vom allgemeinen Verfahrensweg ausgenommen, ebenso bestimmte Verträge des Staatssekretariats und der Leitung des Vatikanstaates. Finanzgeschäfte unterliegen eigenen Kontrollmechanismen.