UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay bei einer Pressekonferenz in Beirut um August 2020
Reuters/Mohamed Azakir
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Konferenz

UNESCO unterstützt Papst-Aufruf zu Bildungspakt

Die UNO-Bildungsorganisation UNESCO unterstützt den Aufruf von Papst Franziskus zu einem globalen Bildungspakt. Ganzheitliche Bildung müsse über rein wirtschaftliches oder pragmatisches Denken hinausgehen, sagte UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay.

Azoulay sprach laut Kathpress in einem Video-Beitrag bei einer vom Vatikan organisierten internationalen Konferenz, die am Donnerstagabend online sowie in der Lateran-Universität in Rom stattfand. Dabei verwies die UNESCO-Generaldirektorin auf diverse Aktivitäten der UNO-Bildungsorganisation. Die UNESCO sei erfreut, an dem Bildungspakt mitzuwirken.

Der „Global Compact on Education“ sollte ursprünglich im Mai stattfinden. Entsprechend der Initiative von Franziskus sollen sich internationale Verantwortliche aus dem Bildungs- und Erziehungsbereich zu neuen ganzheitlichen Bildungsinitiativen zusammentun.

Papst warnte vor „Bildungskatastrophe“

Der Papst selbst warnte bei der Konferenz vor einer weltweiten „Bildungskatastrophe“. Wegen der durch die Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise könnten „etwa zehn Millionen Kinder gezwungen sein, die Schule zu verlassen“, sagte er in einer Videoansprache. Dies würde „ein bereits alarmierendes Bildungsgefälle“ vergrößern; schon jetzt seien 250 Millionen Kinder im Schulalter von jeglicher Bildung ausgeschlossen.

Ein ganzheitlicher Bildungsansatz müsse alle Betroffenen einbeziehen, forderte der Papst. Wenn es jetzt nicht gelänge, „neue Horizonte zu entwickeln und aufzuzeigen, in denen Gastfreundschaft, Generationensolidarität und der Wert der Transzendenz eine neue Kultur begründen“, so Franziskus weiter, verpasse die Menschheit eine historische Chance.

Kardinal: Alte Modelle genügen nicht

Den notwendigen „globalen Bildungspakt für und mit den jüngeren Generationen“ müssten Familien und Gemeinden ebenso unterzeichnen wie Schulen und Universitäten, weitere Institutionen, Religionen und Regierende. Angesichts der Zersplitterung der Welt brauche es heute vor allem „die Fähigkeit, Harmonie herzustellen“.

Der Leiter der vatikanischen Bildungskongregation, Kardinal Giuseppe Versaldi, kritisierte vor allem das Bestreben, „neue Herausforderungen mit alten Mitteln“ angehen zu wollen. Die bisherigen Bildungs- und Wirtschaftsmodelle aber genügten nicht, um den durch die Pandemie offengelegten Problemen gerecht zu werden.

Soziologin: Erziehung nie neutral

Die italienische Soziologin Silvia Cataldi forderte alle in der Erziehung Tätigen auf, den Fragen junger Menschen Raum und Zeit zu widmen. Gleichzeitig müsse Bildung, wenn sie nicht nur dem Kopf gelten solle, auch die Haltung der Liebe würdigen und einbeziehen. Aus diesem Grund könnten Erziehung und Bildung nie neutral sein. Nötig sei stets eine besondere Option – vor allem für die Benachteiligten und Schwachen, Frauen und Mädchen.

Studentinnen und Studenten verschiedener Länder und Religionen, unter anderem ein Buddhist, ein Muslim und eine katholische Ordensfrau, kommentierten den Aufruf des Papstes. In einem Appell vor Diplomaten im September 2019 hatte der Papst gesagt: „Nie zuvor war es so notwendig, unsere Anstrengungen in einem breiten Bildungsbündnis zu vereinen.“ Eine ganzheitliche Bildung „für Verstand, Herz und Hände“ mit Möglichkeiten direkter zwischenmenschlicher Begegnung gehört zu den durchgehenden Anliegen von Papst Franziskus.