Griechisch-orthodox

Italien: Trauer um orthodoxen Metropoliten Gennadios

Der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Italien und Malta, Metropolit Gennadios (Zervos), ist am Freitag im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Metropolit mit Sitz in Venedig war ein Vorkämpfer der ökumenischen Bewegung in Italien.

Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel sagte über Gennadios, dieser habe die Orthodoxie im Herzland des römischen Katholizismus wieder zum Erblühen gebracht und zugleich den orthodoxen Gläubigen die ökumenische Weite des Patriarchats von Konstantinopel vermittelt.

Gennadios war der erste orthodoxe Bischof in Italien seit 275 Jahren. Während seiner Amtszeit seit 1996 gründete der Metropolit 65 neue orthodoxe Pfarrgemeinden in Italien. Als Repräsentant des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel nahm er an zahllosen wissenschaftlichen und kirchlichen Ereignissen in Italien teil und leistete dabei Beiträge im Sinn der ökumenischen Verständigung.

Schwerpunkt Ökumene

Metropolit Gennadios stammte aus dem Dodekanes. Er wurde 1937 in Kremasti geboren, als die Inselgruppe um Rhodos noch eine italienische Provinz war. Seine theologischen Studien absolvierte er an der Theologischen Hochschule auf Chalki und dann am Päpstlichen Theologischen Institut für Süditalien. Zugleich studierte er an der Universität Neapel Soziologie und Psychologie.

Li.: Der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Italien und Malta, Metropolit Gennadios (Zervos) mit Papst Franziskus im Petersdom in Rom, Jänner 2017
Reuters/Alessandro Bianchi
Der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Italien und Malta, Metropolit Gennadios (links) mit Papst Franziskus im Petersdom in Rom, Jänner 2017

Seine theologische Dissertation behandelte das Thema „Der Beitrag des Ökumenischen Patriarchats für die Einheit der Christen“, es war die erste historische Arbeit eines orthodoxen Klerikers an einem katholischen wissenschaftlichen Zentrum in Italien. Nach weiteren theologischen Studien in Saloniki lehrte er zehn Jahre am katholischen universitären Institut San Nicola in Bari.

Seine seelsorgliche Laufbahn begann der jetzt verstorbene Metropolit als Diakon und Priester der historischen Griechischen Bruderschaft von Neapel. 1970 wurde er zum Titularbischof von Krateia und Auxiliar des damaligen Wiener orthodoxen Metropoliten Chrysostomos (Tsiter) erwählt, der auch Exarch (Vertreter) des Ökumenischen Patriarchen für Italien war.

Metropolit seit 1996

1996 wurde er vom Heiligen Synod des Ökumenischen Patriarchats zum Erzbischof von Italien mit dem Titel eines Metropoliten bestimmt. Gennadios’ Amtseinführung erfolgte am 27. Oktober 1996 in Venedig in der Kathedrale San Giorgio dei Greci in Anwesenheit hoher Repräsentanten des Heiligen Stuhls und des italienischen Staates.

Die historische Republik Venedig hatte zu ihren zahlreichen orthodoxen Bürgern am Ostufer der Adria, in Albanien, in der Ägäis, auf Kreta und Zypern ein oft spannungsreiches, aber kulturell überaus fruchtbares Verhältnis.