G20-Gipfel

Religionen helfen in der Pandemie

Zum Abschluss des diesjährigen Interreligiösen G20-Forums haben die Organisatoren die Rolle der Religionsgemeinschaften in der Coronavirus-Krise unterstrichen. Wichtig seien engere Beziehungen zwischen Regierungen und religiösen Führern auch auf Ebene der UNO.

So hieß es in einer am Wochenende veröffentlichten Schlusserklärung der Verantwortlichen. Unter den Verantwortlichen ist das Wiener Dialogzentrum KAICIID und die Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC). So sollten etwa die G20-Staaten bei ihren künftigen Gipfeln das „G20 Interfaith Forum“ offiziell an ihren Beratungen beteiligen.

„In diesen schwierigen Zeiten, in denen das Coronavirus globale wirtschaftliche und soziale Verwerfungen verursacht, sollten politische Entscheider anerkennen, dass für über 80 Prozent der Weltbevölkerung Religion das tägliche Leben, Normen und Beziehungen beeinflusst“, so die Erklärung.

Religiöse Bedeutung über Gottesdienste hinaus

Die Bedeutung religiöser Führungspersonen gehe über die Feier von Gottesdiensten oder pastorale Aufgabe hinaus. In vielen Weltregionen verbreiteten sie die Ideale von Nächstenliebe, Sicherheit, Menschenrechten und Zusammenhalt, „insbesondere für die Schwächsten in allen Gesellschaften“.

Die G20-Staaten sollten bei ihrer Zusammenarbeit gerade die Schwächsten im Blick behalten, appellierten die Gipfel-Organisatoren. Dabei könnten sie vom ethischen Engagement des Interreligiösen Forums profitieren, riefen sie zur systematische Einbindung religiöser Akteurinnen und Akteure in politische Entscheidungsprozesse auf nationaler und internationaler Ebene auf.

Eine konkrete Empfehlung des Forums ist auch, dass Religionsgemeinschaften in Entwicklung und Verteilung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus eingebunden werden.

Zerbrechlichkeit der Gesellschaft

Die Covid-Pandemie verdeutliche, „dass unsere Gesellschaften zerbrechlicher sind, als wir denken“, sagte Kaiciid-Generalsekretär Faisal Bin Muaammar in seinen Schlussworten zur fünftägigen Konferenz.

Das „Interfaith Forum“ habe in dieser Situation die große Bedeutung von weltweiter Zusammenarbeit und Solidarität gezeigt. „Wenn wir uns fragen, wie wir eine integrativere und gerechtere Welt aufbauen können, sind Religion und religiöse Menschen der Mittelpunkt der Antwort“, zeigte sich Faisal überzeugt. Das Forum habe eine „beeindruckende Sammlung“ konkret umsetzbarer Empfehlungen zu globalen Problemen wie Covid-19, Ungleichheit, Inklusion, Klimawandel oder den Schutz religiöser Stätten hervorgebracht.

Hunderte Experten in Onlinekonferenz

Das Interreligiöse G20-Forum hatte seit Dienstag in Form einer groß angelegten Onlinekonferenz getagt. Hunderte Religionsführer, Experten und Politiker berieten dabei über die Folgen der Coronavirus-Pandemie und Strategien gegen gewaltsame Konflikte, Klimawandel, Hassrede und Menschenhandel.

Die Ergebnisse sollen Ende November den Staats- und Regierungschefs der führenden Volkswirtschaften der Welt bei ihrem diesjährigen G20-Gipfel im saudischen Riad vorgelegt werden.

„Religionen müssen Welt mit Hoffnung anstecken“

Als Vertreter des Vatikan hatte Kardinal Miguel Ayuso, der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, erklärt, Religionen müssten die Welt mit Hoffnung „anstecken“. Videobotschaften zum Start der Beratungen gab es unter anderen von UN-Vizegeneralsekretärin Amina Mohammed und dem Hohen Vertreter der UN-Allianz der Zivilisationen, Miguel Moratinos. Auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, und etliche weitere Spitzenvertreter aus Christentum, Islam, Judentum und anderen Weltreligionen äußerten sich.

Das bereits siebente „G20 Interfaith Forum“ wurde vom Wiener Dialogzentrum KAICIID gemeinsam mit der „G20 Interfaith Forum Association“, der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC) und dem Nationalen Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog Saudi-Arabiens organisiert. Saudi-Arabien führt aktuell den G20-Vorsitz.