Der Schrein des Bab in Haifa, Israel.
Reuters/Ammar Awad
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Bahaismus

Bahai begehen „Zwillingsfeiertage“

Weltweit feiern Bahai heuer am 19. Oktober den Geburtstag ihres Religionsstifters Bahaullah. Bereits einen Tag davor wurde des Geburtstags seines Vorgängers, des Bab, gedacht. Daher wird von den „Zwillingsfeiertagen“ gesprochen.

Der Bab ist eine mit der Bahai-Religion untrennbar verbundene und dennoch eigenständige prophetische Gestalt. Er ist Vorläufer und Wegbereiter der späteren Bahai-Religion, heißt es in einer Aussendung der Bahai Österreich am Montag.

Im 19. Jahrhundert habe der Bab „zur vorurteilsfreien Wahrheitssuche, zur Förderung von Bildung und Wissenschaft sowie zur Gleichwertigkeit der Geschlechter“ aufgefordert. Und er habe, so die Bahai, das Kommen eines weiteren Offenbarers angekündigt, dessen Lehren die Menschheit zu globalem Frieden befähigen würden. Etwa acht Millionen Menschen bekennen sich weltweit zum Bahaitum.

Eine einzige göttliche Quelle

Dieser angekündigte Religionsstifter sei dann Bahaullah gewesen, dessen Titel „die Herrlichkeit Gottes“ bedeutet. Bahai sehen ihn als den jüngsten, jedoch nicht letzten in einer Abfolge von göttlichen Boten an. Zentral in der Lehre Bahaullahs sind die Gleichberechtigung aller Menschen, Frieden und Bildung. Diese führe zur Einheit der Menschheit. Ein Grundsatz der Bahai ist, dass alle Religionen den gleichen Ursprung haben.

Die verschiedenen Religionen haben sich demnach nur aufgrund unterschiedlicher kultureller und zeitlicher Einflüsse anders entfaltet. Neun soziale sowie sechs geistige Prinzipien sieht die Bahai-Religion vor, unter anderem die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Der Schrein des Bab in Haifa, Israel.
APA/AFP/Jack Guez
Der Schrein des Bab in Haifa in Israel zählt gemeisam mit dem Schrein des Bahaullah in Westgaliläa zu den zwei Pilgerstätten der Bahai

„Seine Lehren bekräftigen, dass alle Religionen derselben göttlichen Quelle entstammen und es das dringlichste Erfordernis unserer Zeit ist, zu erkennen, dass die ganze Menschheit in ihrer Vielfalt eine Einheit bildet“, so die Aussendung. Die Welt wird als ein Organismus, dessen Zellen und Organe voneinander abhängen, betrachtet.

„Die Erde ist nur ein Land“

In der aktuellen Situation, die von einer globalen Gesundheitskrise, sozialen Konflikten und spürbaren Auswirkungen des Klimawandels geprägt ist, zeige sich umso mehr die Notwendigkeit neuer Herangehensweisen, so die Bahai. Bahaullah habe vor rund 150 Jahren verkündet:

„Betrachtet einander nicht als Fremde. Ihr seid die Früchte eines Baumes, die Blätter eines Zweiges. Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger.“

Online-Feiern mit Musik, Gebeten und Lesungen

Weltweit und auch in den mehr als 130 österreichischen Bahai-Gemeinden gestalten sich in diesem Jahr die Feierlichkeiten aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus anders als gewohnt, in digitaler Form. Die „Feste“ werden mit musikalischen Beiträgen, historischen Berichten sowie Gebeten und Lesungen aus den Heiligen Schriften der Bahai gestaltet.

Im Ursprungsland Iran verfolgt

Mit etwa 300.000 Mitgliedern stellen die Bahai die größte nicht-muslimische Minderheit im Iran. Seit der Islamischen Revolution 1979 werden die Bahai in ihrem Ursprungsland aber verfolgt, weil ihr „Prophet“ und seine Anhänger als vom Islam Abgefallene betrachtet werden – was als schweres Verbrechen gilt.

In Österreich sind die Bahai eine staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft. Als solche besitzt sie Rechtspersönlichkeit, ist aber im Gegensatz zu gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften wie etwa den Katholiken oder der Islamischen Glaubensgemeinschaft keine Körperschaft öffentlichen Rechts.