Kirchenbeitrag

Orthodoxe hoffen auf Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags

Die orthodoxen Kirchen in Österreich hoffen, dass der Kirchenbeitrag der orthodoxen Christinnen und Christen bald wieder steuerlich absetzbar sein wird. Bis 2017 war das der Fall, seither allerdings nicht mehr.

Die offizielle Begründung, dass es sich bei den Kirchenbeiträgen der Orthodoxie nicht um verpflichtende Abgaben wie etwa in der katholischen und evangelischen Kirche handelt, wollte Metropolit Arsenios (Kardamakis), der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, am Montag im Kathpress-Interview so nicht gelten lassen. Er hoffe auf ein Umdenken seitens der politisch Verantwortlichen. Entsprechende Gespräche seien im Laufen, so der Metropolit.

Anlass des Interviews war das 10-Jahr-Jubiläum der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich. Am 8. Oktober 2010 fand die konstituierende Sitzung der Bischofskonferenz statt. Die Bischofskonferenz ist das höchste Gremium der Orthodoxen Kirche in Österreich. Sie vertritt die Kirche gegenüber dem Staat Österreich und seinen Behörden. Zugleich ist die Bischofskonferenz für gesamtösterreichische orthodoxe Aktivitäten zuständig.

Sieben orthodoxe Konfessionen in Österreich

Der Bischofskonferenz gehören die sieben in Österreich wirkenden orthodoxen Kirchen an: das Ökumenische Patriarchat, das Patriarchat von Antiochien, die Russisch-orthodoxe, Serbisch-orthodoxe Kirche, Bulgarisch-orthodoxe, Rumänisch-orthodoxe und Georgisch-orthodoxe Kirche. Seit 2011 hat Metropolit Arsenios (Kardamakis) in Nachfolge von Metropolit Michael (Staikos) den Vorsitz inne.

Metropolit Arsenios (Kardamakis) bei seiner Inthronisation 2011
APA/Georg Hochmuth
Metropolit Arsenios bei seiner Inthronisierung 2011

Wie wichtig das gemeinsame Auftreten der orthodoxen Kirchen und auch die Koordination untereinander ist, habe sich zuletzt ganz deutlich hinsichtlich der Coronavirus-Schutzmaßnahmen gezeigt. Der Metropolit hob zum einen die sehr gute Kooperation mit den staatlichen Stellen, etwa mit Kultusministerin Susanne Raab, aber auch mit dem Kultusamt hervor.

Zudem würden auch die orthodoxen Kirchen in diesem Bereich an einem Strang ziehen. Diese gute Zusammenarbeit sei auch international gesehen außergewöhnlich. Es habe auch keiner Gesetze bedurft, sondern die orthodoxen Kirchen hätten – wie auch alle anderen Kirchen und Religionen – die Maßnahmen freiwillig mitgetragen.

Positive Entwicklung beim Religionsunterricht

Viele gemeinsame Aktivitäten gab es in den vergangenen zehn Jahren im Bereich des Religionsunterrichts, der Militär-, Krankenhaus- und zum Teil auch Gefängnisseelsorge sowie im Bereich der Jugendarbeit über die Schule hinaus. Wobei der Metropolit sich besonders mit dem orthodoxen Religionsunterricht sehr zufrieden zeigte. Sowohl die Zahl der orthodoxen Schüler, die am Unterricht teilnehmen, als auch die Zahl der Lehrer bzw. der Schulen, in denen ein solcher Unterricht angeboten wird, haben sich verdoppelt.

Auch beim Religionsunterricht komme es sehr auf Zusammenarbeit an, sowohl innerorthodox als auch zwischen den Kirchen im Land. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz unterstrich die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche, wo man etwa in Wien in ca. 30 Schulen einen gemeinsamen Unterricht anbiete. Die Zahl an katholischen bzw.-orthodoxen Schülern sei sonst so gering, dass Religionsstunden verloren gehen würden.

Gute ökumenische Beziehungen

Sehr positiv blickte Kardamakis auch auf die gemeinsame Sitzung der katholischen und orthodoxen Bischöfe im November 2019 zurück, zudem pflege er auch mit allen katholischen Bischöfen sehr gute persönliche Beziehungen. Zur Frage, ob es denn nicht endlich Zeit wäre, dass in der Ökumene mehr vorangeht, meinte der Metropolit: „Der Wille ist da.“ Die guten Beziehungen in Österreich würden zeigen, „dass es möglich ist“.

Er erinnerte zudem an sein erstes Kathpress-Interview unmittelbar nach seiner Bischofsweihe am 30. November 2011 in der Georgskathedrale im Phanar in Istanbul, als er seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass er die Kircheneinheit noch erleben werde. Der Metropolit ist Jahrgang 1973.

Kein Kontakt zu Moskauer Patriarchat

Freilich gebe es im Rückblick auf zehn Jahre Bischofskonferenz nicht nur Erfolgsgeschichten. Er würde sich noch mehr innerorthodoxe Zusammenarbeit in der Seelsorge wünschen und etwa auch mehr gemeinsame liturgische Feiern, „damit wir orthodoxe Christen einander noch besser kennenlernen“.

Höchst unerfreuliche Auswirkungen auf die Bischofskonferenz hatte auch der Konflikt zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel um die Ukraine. So hat Moskau 2018 alle offiziellen Kontakte zum Ökumenischen Patriarchat abgebrochen. Seither nimmt auch kein Vertreter der Russisch-orthodoxen Kirche an den Sitzungen der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich teil.

Jubiläumsvollversammlung verschoben

Daneben hat die Bischofskonferenz auch immer wieder mit technisch-organisatorischen Problemen zu kämpfen. Sei es, dass es in einigen Kirchen öfter zu Bischofswechseln gekommen ist oder dass die Mehrzahl der Bischöfe für die Sitzungen immer aus dem Ausland anreisen muss.

Das hat auch dazu geführt, dass die Jubiläumsvollversammlung, die eigentlich für den 5. Oktober vorgesehen war, coronavirusbedingt verschoben werden musste. Verschoben – aber nicht aufgehoben, betonte Kardamakis. Die Herbstvollversammlung werde nachgeholt, sobald dies möglich ist.