World Summit Award

Plaudernetz der Caritas ausgezeichnet

Das „Plaudernetz“ der Caritas hat beim World Summit Award Austria in der Kategorie „Government & Citizenship“ den ersten Preis erhalten, teilte die Hilfsorganisation am Dienstag mit. Das Netzwerk verbindet Menschen, die reden wollen, mit Menschen, die ein offenes Ohr haben.

„Auch, wenn wir zueinander Abstand halten, können wir einander dennoch nahe sein – im konkreten Fall genügt ein Telefon, um der Einsamkeit ein Stück weit zu entgehen. Einsame Menschen wieder in die Gesellschaft zu holen, das ist keine Aufgabe, die wir sogenannten Sozialen Medien überlassen können“, erklärte Geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Klaus Schwertner. Hier seien „wir als Gesellschaft insgesamt gefordert“. Über den Preis für die Initiative, der am Samstag vergeben wurde, „freuen wir uns sehr“, so Schwertner.

Seit dem Start im April verzeichnete das „Plaudernetz“ mehr als 7.000 Anrufe. Bei der Initiative handelt es sich nicht um ein Krisentelefon oder eine Hotline, bei der am anderen Ende Expertinnen und Experten sitzen, sondern um ein Plauderangebot „für die kleinen und großen alltäglichen Gespräche, die den Menschen oft so fehlen“. Unter der Nummer 05 1776 100 verbindet die Hotline gegen Einsamkeit täglich von 12 bis 20 Uhr Menschen, die sich austauschen möchten. Rund 2.700 registrierte Plauderpartnerinnen und Plauderpartner haben sich seit Projektstart als Freiwillige angemeldet. Die Registrierung erfolgt via Website.

30 bis 80 Anrufe täglich

Durchschnittlich 30 bis 80 Anrufe gehen täglich beim „Plaudernetz“ ein, besonders viele Anrufe erreichten die Hotline in der Zeit des Lockdowns, hier waren es mehr als 120 Anrufe täglich. Manche Menschen rufen täglich an, manche seltener. Auffallend ist es, dass auch jüngere Menschen zum Hörer greifen. Und es sind Männer wie Frauen, die das Gespräch suchen. Durchschnittlich dauern die Gespräche 30 Minuten.

Im Herbst rechnen die Projektbetreiber wieder mit einem Anstieg der Anrufe. Schwertner: „Die vielen positiven Rückmeldungen machen deutlich: Vom Plaudern profitieren beide Seiten – die AnruferInnen gleichermaßen wie die Freiwilligen.“ In den Telefonaten wird von den AnruferInnen oft Dankbarkeit darüber geäußert, dass sie einfach einmal erzählen können, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Themen sind häufig das Coronavirus und der Umgang mit der Situation.

„Einsamkeit nimmt zu“

Caritas-Präsident Michael Landau forderte schon im Vorjahr gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn einen Pakt gegen Einsamkeit. Zuletzt kündigte die Regierung angesichts der Coronavirus-Pandemie einen solchen Pakt an.

Caritas-Präsident Michael Landau über Einsamkeit

Bereits vor der Coronavirus-Krise gab es in Österreich laut einer Befragung rund 372.000 Menschen, die niemanden für persönliche Gespräche in ihrem Umfeld haben. Die Zahl der Single-Haushalte hat sich in den vergangenen 30 Jahren fast verdoppelt.

„Die Caritas beobachtet schon lange: Einsamkeit nimmt zu. Sie ist keine Frage des Alters. Und Einsamkeit macht krank. Durch die Corona-Krise wurde das Problem noch einmal deutlich verschärft“, betont Schwertner. Aus diesem Grund rief die Caritas im April des heurigen Jahres – noch während des Lockdowns – mit Unterstützung des Telekom-Unternehmens Magenta und gemeinsam mit der Kronen Zeitung, das „Plaudernetz“ ins Leben.