Imame der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) am Mittwoch, 14, Juni 2017, im Rahmen der Unterzeichnung einer Deklaration gegen Extremismus im islamischen Zentrum in Wien
APA/Herbert Neubauer
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Dschihadismusvorwürfe

Militärimam abberufen: IGGÖ irritiert

Die am Donnerstag bekanntgewordene Abberufung des islamischen Militärimams des Bundesheers beruhe auf Informationen, die vom Heeresabwehramt gekommen seien. Das erklärte das Verteidigungsministerium am Freitag auf APA-Anfrage.

Die Dschihadismusvorwürfe seien aus verschiedenen Quellen gekommen, die man nicht offenlegen wolle, hieß es im Verteidigungsministerium. In der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) zeigte man sich über die Art der Bekanntgabe irritiert. Man habe erst durch die Medien davon erfahren, so die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) am Freitag in einer Aussendung. Im Ministerium betonte man, sowohl die IGGÖ als auch den Imam selbst informiert zu haben.

„Der politische Islam hat keinen Platz im Bundesheer“, so die Ministerin in einer Aussendung. „Wir haben umgehend mit umfassenden Prüfungen begonnen. Sollten sich die Anschuldigungen erhärten, so werden weitere Maßnahmen folgen. Ich habe keinerlei Verständnis für ein solches Verhalten und werde solche Aktionen unter meiner Führung nicht dulden.“ Die Zusammenarbeit mit der IGGÖ bleibe selbstverständlich bestehen, man werde umgehend in Gespräche mit ihr treten.

Vorwürfe zurückgewiesen

Der abberufene Militärimam selbst wies die gegen ihn erhobenen Vorwürfe am Freitag zurück. Er habe Dschihadistenvideos „nie in meinem Facebook-Auftritt geteilt, noch teile ich diese Ideologie“, sagte er im ORF-„Mittagsjournal“.

Vorwürfe per Youtube-Video

„Leider scheint es zur Normalität zu werden, dass Entscheidungen von Ministerien nur noch via Medien kommuniziert werden“, so der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Ümit Vural in seiner Reaktion. "Ein Ex-Dschihadist – als selbsternannter ‚Islamistenjäger‘ auftretend – habe in einem Youtube-Video schwere Vorwürfe gegen den langjährigen Militärimam erhoben.

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), Umit Vural
ORF.at/Georg Hochmuth
Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), Umit Vural

Das Verteidigungsministerium habe daraufhin eine Entscheidung getroffen, ohne die IGGÖ vorab zu informieren, so die Glaubensgemeinschaft. Die Dschihadismusvorwürfe seien aus verschiedenen Quellen gekommen, die man nicht offenlegen wolle, hieß es im Verteidigungsministerium. Jedenfalls seien sie so ernst zu nehmen gewesen, dass der Mann seine Tätigkeit nicht mehr ausüben dürfe. Nun liefen weitere Gespräche, es werde weiter Militärimame geben, wurde betont

IGGÖ: Nie negativ aufgefallen

Der langjährige Imam des österreichischen Bundesheeres sei „weder der IGGÖ, dem Bundesministerium noch seiner Kollegschaft in der Vergangenheit jemals negativ aufgefallen. Im Gegenteil war der ausgebildete Jurist und Religionspädagoge für seine Tätigkeit stets hoch geschätzt worden“, hieß es in der Stellungnahme der Glaubensgemeinschaft.

„Imame haben Vorbilder zu sein. Sie müssen für Besonnenheit, Verfassungstreue und interreligiösen Frieden stehen. Das war von Anfang an mein Standpunkt. Daher werden wir die Causa gewissenhaft prüfen und unsere Entscheidung direkt dem Ministerium mitteilen“, so Vural.

Die Vereinbarung über die seelsorgerische Betreuung muslimischer SoldatInnen besteht zwischen dem Verteidigungsministerium und der IGGÖ. Daher ist die islamische Seelsorge im Bundesheer unabhängig von der Entscheidung weiterhin gewährleistet.