Medjugorje

Geistlicher Begleiter der Medjugorje-Seher exkommuniziert

Ein prominenter Verfechter der Marienerscheinungen von Medjugorje, Tomislav Vlasic, geistlicher Begleiter der „Seherkinder“, ist exkommuniziert worden. Das Exkommunikationsdekret gegen den Ex-Franziskaner wurde am Freitag von der vatikanischen Glaubenskongregation unterzeichnet, berichteten italienische Medien.

Der 78-Jährige hatte bereits 2009 den Franziskanerorden verlassen und war als Priester laisiert worden. Vlasic, der zurzeit in Ghedi unweit der lombardischen Stadt Brescia lebt, wurde wegen „Vergehen gegen die kirchliche Disziplin“ exkommuniziert.

Er war Anfang der achtziger Jahre Kaplan in Medjugorje und hatte damals die geistliche Begleitung der „Seherkinder“ übernommen. Gegen ihn wurden Vorwürfe schwerer sexueller Verfehlungen, schweren Ungehorsams, der Verbreitung von Irrlehren und der Manipulation erhoben.

Beschuldigter sieht die Sache gelassen

Vlasic soll Vater eines Kindes sein, als dessen Mutter eine Ordensfrau bezeichnet wird. Er hatte unter anderem in Ghedi eine neue marianischen Gemeinschaft mit dem Namen „Fortezza dell’Immacolata“ gegründet, die sich immer stärker in Richtung einer New-Age-Spiritualität entwickelt hatte.

Vlasic reagierte Gelassen auf die Exkommunikation. Bisher habe er noch keine offizielle Mitteilung vom Vatikan erhalten, betonte er. Er werde auf die Vorwürfe reagieren.

Devotionalien in Medjugorje
ORF/Martin Cargnelli

Regelmäßige Erscheinungen bei den Sehern

Jährlich besuchen rund 2,5 Millionen Gläubige aus aller Welt Medjugorje in Bosnien-Herzegowina. Am 24. Juni 1981 hatten dort erstmals drei Hirtenkinder von Erscheinungen der Gottesmutter berichtet. Einen Tag später soll sie drei weiteren Kindern erschienen sein.

Einige der ursprünglich sechs Seher haben nach eigenen Angaben bis heute regelmäßig Erscheinungen. In jeden Monat werden angebliche Botschaften der „Gospa“ (wörtl. „Herrin“; übliche kroatische Bezeichnung der Muttergottes) veröffentlicht. Diese rufen meistens zu Gebet und Beichte auf.

Die angeblich anhaltenden Marienerscheinungen sind in der katholischen Kirche umstritten, eine Anerkennung durch den Vatikan fehlt. Insbesondere der frühere Ortsbischof, Ratko Peric, von Mostar-Duvno bezweifelt die Marienerscheinungen.