Vatikan

Papst: Kirche hat Korruptionsproblem

Papst Franziskus betrachtet Korruption als „tiefes Problem“ für die Kirche, dessen Wurzeln in der Vergangenheit liegen. Geistliche und viele Laien, die der Papst als „falsche Freunde der Kirche“ bezeichnete, hätten das Vermögen der Kirche verschwendet.

Dieses Vermögen gehöre nicht dem Vatikan, sondern den Gläubigen, sagte der Papst im Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur ADNKronos am Freitag. Jesus habe bereits im Evangelium den Menschen vor die Wahl gestellt: „Entweder folgt man Gott, oder dem Geld. Das hat Jesus gesagt. Man kann nicht beiden folgen“, sagte der Papst.

„Die Kirche war immer schon eine Casta meretrix , eine Sünderin. Zumindest ein Teil der Kirche, denn die überwiegende Mehrheit folgt dem richtigen Weg“, so der Papst.

Langsamer Forschritt

Bei der „Ausrottung des Unkrauts der Korruption“ gehe es nur langsam voran. „Es gibt keine bestimmten Strategien, das Prinzip ist trivial, einfach, man muss weitermachen und nicht aufhören, man muss kleine, aber konkrete Schritte machen“, sagte Papst Franziskus in dem am Freitag veröffentlichten Gespräch.

Der Vatikan wurde wiederholt von Finanzskandalen erschüttert. Dabei ging es unter anderem um undurchsichtige Immobilieninvestitionen in London. Man habe fünf Jahre gebraucht, um zum heutigen Punkt etwa zum rechtlichen Reformprozess zu kommen, sagte der Papst. Er habe Widerstände überwinden müssen, neue Führungskräfte seien bei der Vatikanbank IOR eingesetzt worden. „Kurz gesagt, ich musste viele Dinge ändern, und viele werden sich sehr bald ändern“, sagte Franziskus.

Papst Franziskus
APA/AFP/Vincenzo Pinto
Papst Franziskus sieht ein tiefsitzendes Korruptionsproblem in der römisch-katholischen Kirche

Franziskus erklärte, er fühle sich bei seinen Bemühungen um die Reform der Kurie nicht allein. „Es gibt viele Menschen, die viel mehr als ich riskieren, die ihr Leben aufs Spiel setzen, die für ihre Überzeugungen kämpfen, weil sie wissen, dass sie im Wahren sind und dass der unternommene Weg trotz tausenden Schwierigkeiten und natürlichen Widerständen der Richtige ist“, so Franziskus.

Benedikt XVI. „wie Vater und Bruder“

Franziskus bestritt Konflikte mit seinem Vorgänger Benedikt XVI. „Zu Beginn meines Pontifikats habe ich Benedikt besucht. Bei der Amtsübergabe überreichte er mir eine große Schachtel. Hier ist alles drinnen, die Akten mit den schwierigen Situationen. Ich bin bis hierhergekommen, ich bin in dieser Situation eingegriffen, ich habe diese Personen entfernt. Jetzt bist du dran“, erzählte Franziskus. Er habe Benedikts Werk fortgesetzt.

„Benedikt ist für mich ein Vater und ein Bruder. Ich besuche ihn oft. Wenn ich ihn zuletzt weniger sehe, ist dies weil ich ihn nicht anstrengen will. Unsere Beziehung ist wirklich gut, wir sprechen uns über die Dinge ab, die es zu tun gibt“, sagte Franziskus. „Es gibt keine Probleme zwischen uns, dann kann jeder das sagen und denken, was er will. Man hat sogar erzählt, dass Benedikt und ich über das Grab gestritten haben, das uns nach unserem Tod zusteht“, erzählte der Papst.