Störaktionen

Muslime solidarisieren sich mit Christen

Österreichische Musliminnen und Muslime solidarisieren sich in den sozialen Medien mit den Christinnen und Christen in Österreich. Sie verurteilen die Anschläge und Störaktionen auf kirchliche Einrichtungen aufs Schärfste.

Nachdem am Donnerstag Jugendliche in einer katholischen Kirche in Wien-Favoriten randaliert und „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen hatten, ist es am Samstag im Stephansdom zu einem ähnlichen Vorfall gekommen.

Für den Vorfall im Stephansdom konnte mittlerweile Entwarnung gegeben werden, da es sich um einen psychisch verwirrten Mann gehandelt habe.

Jetzt haben sich bedeutende Stimmen der muslimischen Bevölkerung zu Wort gemeldet:

Tarafa Baghajati, Obmann der „Initiative Muslimischer Österreicherinnen und Österreicher“ (IMÖ) schreibt auf Facebook:

„Nach den Ereignissen von gestern Abend in der Anton Pfarre in Favoriten möchten wir der Gemeinde der Kirche das große Entsetzen der Muslime Österreichs über das Verhalten der Jugendlichen ausdrücken.
Nichts rechtfertigt ein derartig verantwortungsloses Verhalten . Aus islamischer Sicht sind sowohl Gotteshäuser, als auch die Nachbarschaft absolut geschützt. Beide islamische Gebote wurden gestern Abend von diesen Jugendlichen gröblichst verletzt.
Auch wenn die absolute Mehrheit der Muslime Österreichs ohnehin dieses inakzeptable Verhalten verurteilt, möchten wir der Pfarre in aller Deutlichkeit unsere Solidarität und Wertschätzung übermitteln.“

Ramazan Demir, Imam und Dozent an der kirchlichen pädagogischen Hochschule Wien/Krems (IRPA), drückt als Favoritner Muslim seine vollste Solidarität und sein Mitgefühl seinen christlichen Nachbarn und Freunden via Facebook aus:

„Als Favoritner Muslim bin ich erschüttert über den Angriff einer Gruppe muslimischer Jugendlicher auf die Kirche St. Anton von Padua. Allahu akbar schreien und ein Gotteshaus stürmen ist unfassbar und nicht hinzunehmen.
Der Angriff auf die Kirche ist ein Angriff auf die Grundprinzipien im Islam. Der Islam verlangt einen respektvollen Umgang mit der Nachbarschaft und keine Nachbarschaft in der Angst, Wut und Hass herrschen.
Mögen solche scheußlichen Taten unsere Gesellschaft und unsere Einheit nicht spalten und sich nicht wiederholen.
Meine vollste Solidarität mit der christlichen Gemeinde und den Gemeindemitgliedern.“

IGGÖ bei der Antonskirche
IGGÖ via Facebook

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) setzte in Form einer Mahnwache vor der Antonskirche ein Zeichen. Der Präsident der IGGÖ, Ümit Vural, telefonierte mit Kardinal Christoph Schönborn. Die Solidaritätskundgebung ist auf Facebook zu sehen.

Zekirija Sejdini, Universitätsprofessor in Innsbruck und Theologe verurteilt die Anschläge von Nizza, Avignon und Saudi Arabien aufs Schärfste. Er schreibt dazu auf Facebook:

„Ich verurteile die abscheulichen Terrorakte in Nizza und Avignon sowie in Saudi-Arabien aufs Schärfste. Meine Gedanken sind bei den unschuldigen Opfern, bei den Toten, den Verletzten, und ihren Angehörigen.
In der Welt darf kein Platz sein für menschenverachtende Täter, die ihren grausamen Terror religiös kaschieren. Solche Verbrechen können auf keine Art und Weise legitimiert werden, und schon gar nicht religiös.
Die Anschläge sind ein Angriff gegen unsere plurale Gesellschaft und auch gegen die europäische muslimische Bevölkerung. Sie zielen darauf ab, unsere Bemühungen für ein Miteinander zu zerstören und stärken jene Kräfte, die alleinig Hass und Gewalt schüren wollen.