Terroranschlag

Plattform Christen und Muslime: Mehr Dialog

Die Plattform Christen und Muslime hat nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt am 2. November zu verstärktem Dialog zwischen den beiden Religionsgemeinschaften aufgerufen.

„Kein Friede ohne Begegnung“ lautet der Titel einer Stellungnahme der beiden Vorsitzenden Tarafa Baghajati und Susanne Heine, die auf der Website der Plattform publiziert wurde. Darin wird der mutige Einsatz der Polizei und die nachfolgenden Maßnahmen der Justiz gewürdigt, aber auch kritisiert, dass nun dem „politischen Islam“ Einhalt zu gebieten sei.

Dieses „Unwort“ sei geeignet, muslimische Mitbürger „in eine Abwehrhaltung und Ausgrenzung zu drängen, die sowohl die Integrationsbemühungen wie auch jede kritische innerislamische Diskussion weit mehr behindern als fördern“.

Kritik an „Unwort“

Die seit 2006 bestehende Plattform Christen und Muslime erinnerte in diesem Zusammenhang an die Äußerung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) unmittelbar nach dem Terrorakt, dass nun kein Kampf gegen die Religion des Islam geführt werde, sondern nur gegen den „politischen Islam“.

Dazu Baghajati und Heine: Bei aller Würdigung dieser Klarstellung sei unbestritten, dass jede Religion – auch das Christentum – vor allem in ihrem Einsatz für soziale Gerechtigkeit und ein respektvolles Miteinander immer „politisch“ sein müsse. Dies bedeute auch: "Feinde unserer Gesellschaft müssten beim Namen genannt werden – dazu zählten jene, die gegen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, gegen eine andere Religion als die eigene oder gegen Minderheiten und Geschlechtergerechtigkeit auftreten.

„Nur in gemeinsamer Anstrengung“

Die überwältigende Mehrheit von hier lebenden Muslimen und Musliminnen teile das allgemeine Interesse an der Sicherheit Österreichs und am Wohlergehen seiner Bürger vollinhaltlich, wies die Plattform weiters hin. Jede „langfristige Lösung noch offener Fragen“ könne nur in gemeinsamer Anstrengung aller Bevölkerungs- und Religionsgruppen gelingen.

Die Plattform-Vorsitzenden Baghajati und Heine appellierten, dazu an die in Österreich seit den Zeiten der Monarchie bestehende lange Tradition des respektvollen Miteinanders anzuknüpfen und auch die jüngste Enzyklika von Papst Franziskus zu beachten, der die Gläubigen daran erinnerte, „Prozesse der Begegnung in Gang zu setzen“.

„Extremisten den Boden entziehen“

Die christlichen Kirchen in Österreich regt die Plattform an, „neue Initiativen zum permanenten Gespräch“ mit dem Islam zu setzen, „um die muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger wirklich zu beheimaten und so den Extremisten langfristig ihren Boden zu entziehen“.

Der Verein „Plattform Christen und Muslime“ hat es sich zum Ziel gesetzt, ein besseres Verständnis zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen zu fördern und hält in einer Grundsatzerklärung fest: „Unser Umgang miteinander prägt nicht nur das geistige und soziale Klima in Österreich, er beeinflusst auch das politische Klima in Europa und das Zusammenleben in einer globalen Schicksalsgemeinschaft“.

Als Erstunterzeichnende nennt die Plattform auf ihrer Website zahlreiche prominente Österreicherinnen und Österreicher aus unterschiedlichen Bereichen, darunter Erhard Busek, Hannes Androsch, Michael Chalupka, Barbara Coudenhove-Kalergi, Franz Küberl, Kurt Scholz, Klaus Maria Brandauer und Hubert von Goisern.