Religionen und Minderheiten

Neuer OSZE-Bericht zu dokumentierten Hassverbrechen

Hassverbrechen gegen Minderheiten sowie Gläubige verschiedener Religionen müssen noch besser dokumentiert und Betroffene stärker unterstützt werden: Dazu hat das Menschenrechtsbüro ODIHR der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) anlässlich der Vorstellung seines neuen „Hate Crime Data“-Berichts aufgerufen.

Der Report dokumentiert für 2019 knapp 7.000 gegen Menschen und Einrichtungen gerichtete Vorfälle in 45 OSZE-Staaten, darunter auch 577 Hassvorfälle gegen Christen und christliche Einrichtungen. Mindestens 4.600 Menschen seien Opfer von Hassverbrechen geworden, wobei die überwiegende Mehrheit der Taten nicht gemeldet werde. „Das bedeutet, dass wir nie die tatsächliche Anzahl der Opfer erfahren werden“, wird in dem Bericht ausdrücklich festgehalten.

Unter „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ ordnet der Report 3.033 der dokumentierten Vorfälle ein, weitere 1.704 betreffen antisemitisch motivierte Hassverbrechen, in 1.278 Meldungen ging es um die sexuelle Orientierung von Menschen.

Gegen Menschen und Symbole

577 Hassverbrechen, mit 268 als Opfer ausgewiesenen Personen, richteten sich gegen Christinnen und Christen bzw. christliche Gotteshäuser, Symbole und Einrichtungen. Gegen Muslime und Musliminnen verzeichnet der Report 511 Hassverbrechen, 101 dokumentierte Vorfälle richteten sich gegen die Bevölkerungsgruppe der Roma und Sinti.

Gesammelt wurden die Daten für den OSZE-Bericht von 148 zivilgesellschaftlichen Gruppen, dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und verschiedenen OSZE-Missionen. Beteiligt ist etwa auch das in Wien angesiedelte „Observatory On Intolerance And Discrimination Against Christians In Europa“ (OIDAC), das jährlich seine gesammelten Daten für den Report bereitstellt.

Dynamik der Intoleranz

Global sei eine zunehmend herausfordernde Dynamik der Intoleranz gegenüber gläubigen Menschen zu beobachten, erklärte die seit September amtierende neue OIDAC-Direktorin Madeleine Enzlberger am Mittwoch in einer Aussendung. „Leider ist Intoleranz mit ihren marginalisierenden Auswirkungen ein Phänomen, das auch im Alltag europäischer Christen weit verbreitete Realität ist“, hielt die Expertin fest.

Enzlberger, die vor ihrer neuen Tätigkeit für OIDAC u. a. im Irak mit Fragen der Menschenrechte befasst war, sieht in Europa generell einen Trend zur gesellschaftlichen Abwertung einer Lebensgestaltung aus dem christlichen Glauben heraus.

„Hunderte schwerwiegende Vorfälle, die wir das ganze Jahr über dokumentieren, melden und analysieren, zeigen uns deutlich: Das Leid von Christen in Europa, die Intoleranz und Diskriminierung ausgesetzt sind, ist in den politischen und kulturellen Debatten kein Thema“, so die OIDAC-Direktorin.

Kampf gegen Intoleranz

Durch die Dokumentation und Veröffentlichung derartiger Vorfälle schaffe die Beobachtungsstelle nicht nur ein entsprechendes Bewusstsein bei Mitchristen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit, zeigte sich Enzlberger überzeugt.

„Der nächste wichtige Schritt besteht darin, Christen zu stärken, damit sie in Situationen der Ungerechtigkeit das Wort ergreifen und wissen, wie sie damit umgehen sollen. Letztendlich wird der Kampf gegen Intoleranz gegen Christen nicht nur ihnen selbst, sondern allen Menschen und der Gesellschaft insgesamt zugute kommen“, betonte die OIDAC-Direktorin.