Antisemitismus

Kirchen verurteilen Angriff auf Rabbi in Wien

Vertreter der katholischen Kirche haben auf den tätlichen Angriff auf einen Rabbiner in Wien mit Bestürzung reagiert und die Tat auf das Schärfste verurteilt. „Ich bin bestürzt über den gestrigen Angriff auf einen Rabbiner mitten in Wien und versichere unseren jüdischen Mitbürgern meine ganze Solidarität“, so Kardinal Schönborn am Freitag.

„Antisemitismus darf bei uns keinen Platz haben. Er gefährdet das friedliche Zusammenleben von uns allen“, hielt der Wiener Erzbischof gegenüber Kathpress und via Twitter fest. Neben Kardinal Schönborn verurteilte auch Bischof Werner Freistetter als Vorsitzender der Kommission Weltreligionen der Bischofskonferenz den Angriff „aufs Schärfste“.

„Wir stehen mit unseren jüdischen Schwestern und Brüdern zusammen“, schrieb der Militärbischof in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress und sagte: „Dieser traurige Vorfall unterstreicht die Wichtigkeit, alle kurz- und langfristigen Maßnahmen zu ergreifen, um dem Terror nachhaltig den Nährboden zu entziehen“.

Beschimpft und bedroht

Der attackierte Rabbiner hatte sich am Donnerstag in einem Haltestellenbereich in Wien-Landstraße aufgehalten, als die ihm unbekannte Frau auf ihn zukam und ihn antisemitisch beschimpfte und auch bedrohte. Dabei hielt sie ein Messer in der Hand, das sie aus ihrer Handtasche entnommen hatte. Nachdem die Unbekannte dem Mann gegen das Bein trat und dessen Hut vom Kopf schlug, entriss sie seine Kippa und flüchtete zu Fuß.

Laut Polizei gab der Mann an, nicht verletzt worden zu sein. Für den tätlichen Angriff auf den Rabbiner gebe es aktuell keinen Hinweis auf einen islamistischen Hintergrund, teilte das Innenministerium gegenüber der APA am Freitag mit.

IKG-Präsident: „Verstörender Vorfall“

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch bezeichnete am Donnerstag den Angriff als „verstörenden Vorfall“, der viele Menschen verunsichert habe. „Doch die jüdische Gemeinde wird sich nicht einschüchtern lassen“, so Deutsch via Twitter. Der angegriffene Rabbiner, der glücklicherweise unverletzt geblieben sei, werde in vollem Ausmaß durch die IKG unterstützt.

„Ich verurteile den heutigen antisemitischen Angriff auf einen Rabbi in Wien auf das Allerschärfste. Wir müssen den Antisemitismus mit aller Entschiedenheit bekämpfen und alles dafür tun, um jüdisches Leben hier in Österreich in Sicherheit zu ermöglichen. Denn Europa ohne Juden ist nicht mehr Europa“, teilte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Donnerstagabend schriftlich mit.

„Dieser Angriff ist eine Attacke auf das jüdische Leben in Wien“, sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) in einer Aussendung: "Neben dem bereits angeordneten verstärkten Schutz der Synagogen werden alle Maßnahmen getroffen, um diesen offensichtlich antisemitisch motivierten Angriff rasch aufzuklären. Es gibt keine Toleranz bei Antisemitismus – egal ob dieser politisch oder religiös motiviert ist.

Evangelischer Bischof „erschüttert“

„Zutiefst erschüttert“ reagierte laut Aussendung auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka auf den Angriff. Es sei „unabweisbar“, dass diese Tat antisemitisch motiviert sei, so Chalupka gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Die Religionen stünden in Österreich zusammen, so der Bischof, der sich solidarisch mit den Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde zeigte. Der Kampf gegen den Antisemitismus müsse auf allen Ebenen, „von den Religionsgemeinschaften, der Gesellschaft und dem Staat“ erfolgen.

Für die evangelischen Kirchen sei es deshalb unabdingbar, dem Antisemitismus entgegenzutreten, weil dieser sich immer wieder „aus christlichen und protestantischen Wurzeln“ genährt habe. Chalupka verurteilte „diesen schockierenden Vorfall“ scharf und erinnerte dabei an die Erklärung „Zeit zur Umkehr“ der evangelischen Generalsynode aus dem Jahr 1998, in der sich die evangelischen Kirchen verpflichtet haben „jeglichem gesellschaftlichen und persönlichen Antisemitismus zu wehren.“

Seit vielen Jahren befände sich die evangelische Kirche auf diesem Weg der Umkehr. Dennoch sei es wichtig, auch im Alltag „sensibel für antisemitische Vorurteile zu sein, die auch in versteckter und verbaler Form begegnen, und ihnen entschlossen entgegenzutreten“. Denn Antisemitismus, so der Bischof, münde in letzter Konsequenz immer in Gewalt.