Vatikan

Papst ernennt erstmals online Kardinäle

Erstmals hat ein Papst zwei Geistliche über das Internet zu Kardinälen erhoben. Weil die Bischöfe Cornelius Sim aus Brunei und Jose Fuerte Advincula von den Philippinen Pandemie-bedingt nicht nach Rom reisen konnten, nahmen sie per Videoschaltung an dem Gottesdienst teil.

Außer ihnen erhob Papst Franziskus am Samstag im Petersdom elf weitere Männer in den Kardinalsstand. Zum Schutz vor Ansteckungen war die physische Teilnehmerzahl auf 100 begrenzt worden.

In seiner Predigt mahnte der Papst die neuen Würdenträger die Auszeichnung nicht falsch zu verstehen. Wer Jesus nachfolgen wolle, müsse sich auf einen Weg begeben, der durch Leiden, Tod, aber auch Auferstehung geprägt sei, so Franziskus in seiner Ansprache.

Kardinäle, „Eminenz“ und „Hirte“

Er bezog sich darin auf den Evangeliumstext, in dem zwei Apostel Jesus um die besten Plätze im Himmel bitten. Dies, so der Papst, „ist der Weg derer, die, vielleicht ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, den Herrn ‚benutzten‘, um sich selbst zu fördern“, mahnte der Papst. Ein Kardinal, der sich als „Eminenz“ fühle und nicht mehr als „Hirte“, sei bereits vom Weg abgekommen.

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Kardinalserhebung
Fabio Frustaci/Pool via REUTERS
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Neun der 13 neuen Kardinäle sind jünger als 80 und damit bei einem etwaigen Konklave papstwahlberechtigt. Unter ihnen befinden sich mit dem Generalsekretär der Bischofssynode, Mario Grech (63), und dem jüngst zum Präfekten der Heiligsprechungskongregation ernannten Marcello Semeraro (72) zwei hohe Kurienmitarbeiter.

Ins Kardinalskollegium aufgenommen werden zudem die Erzbischöfe Wilton Gregory (Washington, USA, 72), Antoine Kambanda (Kigali, Ruanda, 62), Celestino Aos Braco (Santiago de Chile, 75), Paolo Lojudice (Italien, Siena, 56), Cornelius Sim (Brunei, 69) und Jose Fuerte Advincula (Capiz, Philippinen, 68). Bemerkenswert ist auch die Kardinalserhebung von Mauro Gambetti (55), dem bisherigen Kustos des Minoriten-Konvents im Heiligtum von Assisi.

Mitglied im Kardinalskollegium ohne Stimmrecht

Vier Kandidaten haben das 80. Lebensjahr vollendet und werden verdiensthalber in das Kardinalskollegium berufen: Der mexikanische Bischof Felipe Arizmendi (80), der sich für Indigene einsetzte, der langjährige Kirchendiplomat, Vatikan-Vertreter bei den UN und Migrations-Experte Silvano Tomasi (80), der Kapuziner Raniero Cantalamessa (86), der seit 40 Jahren als päpstlicher Hausprediger der Kurie ins Gewissen redet, und der langjährige römische Caritas-Direktor Enrico Feroci (80).

In der trotz Coronavirus-Maßnahmen nur leicht veränderten Feier im Petersdom erhielten die elf anwesenden Neu-Kardinäle ihre Insignien, rotes Birett, Kardinalsring und Ernennungsurkunde überreicht; auf die übliche Umarmung mit dem Papst sowie der Kardinäle untereinander wurde verzichtet.

Die Kardinäle aus Brunei und von den Philippinen erhalten ihre Insignien in den kommenden Wochen, wenn es die Umstände erlauben, von einem Vertreter des Papstes überreicht.

Frühere Kardinals-Ernennungen in Abwesenheit

Schon früher wurden Kardinäle erhoben, ohne dass die Ernannten persönlich zur Feier kommen konnten. Entweder waren sie zu alt oder krank, mitunter – etwa im Ostblock – erlaubten es die politischen Umstände nicht oder der Papst hatte sie geheim („in pectore“) ernannt.

Auch diese Kardinäle erhielten in den allermeisten Fällen ihre Insignien nachgereicht. Dieses Mal gab es einen Live-Stream über das Internet, so dass Sim und Advincula online an der Feier teilnehmen konnten.

Mehr als die Hälfte der Kardinäle von Franziskus ernannt

Von den jetzt nun 128 Papstwählern im Kardinalskollegium stammen 53 aus Europa, 37 aus den Amerikas, 18 aus Afrika, 16 aus Asien und vier aus Australien und Ozeanien. 73 von ihnen, also gut über die Hälfte, wurden von Franziskus ernannt.

Ein gutes Dutzend – unter ihnen auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn – stammt noch aus der Amtszeit von Johannes Paul II. (1978-2005), die übrigen von Benedikt XVI. (2005-2013).

Neue Kardinäle statten Benedikt XVI. Besuch ab

Die vom Papst neu ernannten Kardinäle haben dem ehemaligen Papst Benedikt XVI. am Samstagabend einen Besuch abgestattet. Wie der Vatikan mitteilte, begleitete Papst Franziskus die elf in Rom anwesenden neuen Purpurträger in das Kloster „Mater ecclesiae“ in den Vatikanischen Gärten, wo sein Vorgänger wohnt. Dort stellten sich die Neu-Kardinäle dem früheren Papst vor.

Wie der Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, der Nachrichtenagentur Kathpress sagte, legte der 93-jährige Emeritus den neu ernannten Kardinälen drei Dinge ans Herz: Freude im Glauben an Gott, den Advent als Vorbereitungszeit sowie Dankbarkeit gegenüber dem Papst als Nachfolger des Petrus.