Jubiläum

Wochenzeitung „Die Furche“ feiert 75er

Coronavirusbedingt ohne großes Fest, aber mit einer umfangreichen Jubiläumsausgabe feiert die renommierte Wochenzeitung „Die Furche“ am 1. Dezember ihr 75-jähriges Bestehen. Unter dem Motto „75 Jahre Segel setzen“ präsentiert sich die 72-seitige Sonderausgabe inmitten der aktuellen globalen Krise als „Seekarte“.

Diese solle „beim Navigieren auf stürmischer See Orientierung geben und neue Horizonte eröffnen“, hieß es vorab in einer Pressemitteilung. Die Jubiläumsnummer – u.a. mit einem Interview mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen – wird digital von Videos und Podcasts begleitet. Dort findet sich auch der vor einem Jahr online gegangene „Furche-Navigator“, der mit innovativer Technologie sukzessive das bis ins Gründungsjahr 1945 zurückreichende Archiv zugänglich macht.

Beiträge und Gastkommentare zu gesellschaftspolitischen, religiösen und ethischen Themen prägen die in der „Styria Media Group“ erscheinende „Furche“ heute ebenso wie wirtschaftsphilosophische Essays, außenpolitische Analysen, Texte zu Wissen und Lebenskunst sowie das umfangreiche Feuilleton mit Schwerpunkten in den Bereichen Literatur und Film.

Doris Helmberger-Fleckl, FURCHE-Chefredakteurin
Milad Gorgin
„Furche“-Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl

Die zuletzt umgesetzte Digital-Offensive hat zu einem Zuwachs an Abos durch 1.000 Digitalabonnenten geführt, wie Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl im Gespräch mit Kathpress berichtete.

Klare Haltung und Weltoffenheit

„Christliche Wertorientierung und Weltoffenheit, Verwurzelung und geistiger Höhenflug“: Diesem Auftrag, dem sich die „Furche“ seit ihrer Gründung verpflichtet wisse, sei „eigentlich unmöglich“ einzulösen, ist sich Helmberger-Fleckl bewusst. Doch gerade dieses Paradoxon mache den Geist der Zeitung seit 1945 aus.

Intellektuelle Tiefe, diskursive Breite, ein Sensorium für existenzielle Fragen und eine klare Haltung, wenn es um Werte wie Menschenwürde, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit geht, seien die anspruchsvollen Koordinaten, an denen sich die Redaktion Woche für Woche ausrichte. Ziel sei, noch viele Jahre „eine wichtige Stimme der Orientierung, Nachdenklichkeit und Dialogfähigkeit sein“, ergänzte Herausgeber Heinz Nußbaumer.

„Styria“: Beitrag zur Demokratie

Mit der „Furche“ halte man einen „Schatz aus 75 Jahren“ in Händen, schrieb „Styria Media Group“-Vorstandsvorsitzender Markus Mair zum Jubiläum: „Dieser Schatz ist für uns als Styria von großer Bedeutung. Weil wir wissen, wie wertvoll er für die Gesellschaft ist. Weil wir wissen, dass wir damit einen unbestechlichen Beitrag für die Demokratie leisten.“

Den Anfang der „Furche“ setzte der katholische Publizist Friedrich Funder (1887-1959) mit der Gründung der „Kulturpolitischen Wochenschrift“ am 1. Dezember 1945. Von 1946 bis 1955 trug die Zeitung die Bezeichnung „Die österreichische Furche“. Über die Jahrzehnte hinweg schrieben viele „große Köpfe“ für „Die Furche“, unter ihnen Friedrich Heer, Vaclav Havel, Kardinal Franz König, Ilse Aichinger, Elfriede Jelinek und der spätere Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger.

Frauen-Führungsduo

Seit 1976 standen Felix Gamillscheg und anschließend Hubert Feichtlbauer (1978-1984) als Chefredakteure an der Spitze der Zeitung, darauf folgten der kürzlich verstorbene Hannes Schopf (1984-1994), Heiner Boberski (1995-2001), Rudolf Mitlöhner (2001-2008), Claus Reitan (2008-2012) und abermals Rudolf Mitlöhner. Seit August 2019 ist mit Doris Helmberger-Fleckl erstmals eine Frau „Furche“-Chefredakteurin, sie bildet mit Geschäftsführerin Nicole Schwarzenbrunner ein Frauen-Führungsduo.