Pflegerin kümmert sich um alte Frau, Heim in Wien
ORF.at/Christian Öser
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Deutsches Konzept

Caritas für Asylwerber in Pflege-Lehre

Angesichts des Pflegekräftemangels plädiert die Caritas dafür, den Abschiebestopp für Asylwerberinnen und Asylwerber in Lehre auf diesen Bereich auszudehnen. Generalsekretärin Anna Parr verwies dazu am Donnerstag in einer Aussendung auf das deutsche „3plus2-Modell“.

Es ermöglicht ausreisepflichtigen Personen, eine maximal dreijährige Ausbildung zu absolvieren und dann zwei Jahre in einem erlernten Beruf zu arbeiten. Anschließend besteht die Möglichkeit zum Umstieg auf einen anderen Aufenthaltstitel.

Ein daran angelehntes Modell sei auch für Österreich denkbar, so Parr: „Davon profitieren nicht nur die Auszubildenden selbst, sondern auch die bereits im Pflegebereich Arbeitenden aufgrund der dringend notwendigen Entlastung und nicht zuletzt diejenigen, die auf Pflege und Betreuung angewiesen sind.“

Vorschlag Teil von Petition

Der Vorschlag ist Teil einer aktuellen Stellungnahme der Caritas zu einer im Frühjahr im Parlament eingebrachten Petition zum Thema „Abschiebestopp für Auszubildende in Pflegeberufen“, über die der Petitionsausschuss des Nationalrats am Donnerstag erneut berät.

Die Caritas begrüßt darin die Ausführungen der Petition. Die enthaltenen Vorschläge würden auch jene Herausforderungen aufgreifen, vor der die Caritas in ihrer täglichen Arbeit in der Pflege und Betreuung steht.

Anstatt immer wieder darüber zu diskutieren, wie Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben werden können, schlägt Parr vor, das bereits in Österreich befindliche Potenzial anzusprechen.

Bei Interesse und Qualifikation

„Ich fände es vernünftig, jenen Personen den weiteren Verbleib in Österreich zu ermöglichen, die ein nachgewiesenes Interesse sowie die Qualifikationen und sozialen Kompetenzen haben, um im Bereich der Pflege und Betreuung tätig zu sein“, betonte die Caritas-Generalsekretärin.

Organisationen aus dem Bereich Pflege und Betreuung weisen seit Jahren auf den eklatanten Mangel an Fachkräften hin. Allein bei den Pflegeberufen gibt es laut Caritas bis zum Jahr 2030 eine Lücke von 76.000 zusätzlichen Personen. Nachhaltige Strukturreformen und eine „echte Personaloffensive“, seien daher dringend notwendig, so Generalsekretärin Parr.

„Wir müssen alles daransetzen, Menschen, die sich für diese Berufe interessieren, auch in diesen Berufen zu qualifizieren und einzusetzen.“ Neben einem flächendeckenden Ausbau von Ausbildungsangeboten für Pflege- und Sozialberufe sei klar, dass Migration für die Deckung des Personalbedarfs in vielen Regionen unabdingbar und wichtig, so die Caritas.

Unterstützung von Frauenbewegung

Unterstützt wird die Petition „Abschiebestopp für Auszubildende in Pflegeberufen“ auch von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö). Lehrlinge abzuschieben, insbesondere dringend benötigte Fachkräfte in Mangelberufen, „kann nicht als zukunftsweisende und menschengerechte Politik akzeptiert werden“, heißt es in einer von der kfbö-Vorsitzenden Angelika Ritter-Grepl unterzeichneten Stellungnahme, die auf der Parlaments-Website abrufbar ist.

Die Abschiebung von Lehrlingen nehme jungen Menschen die Zukunft, so die Katholische Frauenbewegung. Eine Abschiebung von Auszubildenden in Pflegeberufen beeinträchtige darüber hinaus die Zukunft hilfsbedürftiger Menschen. Die kfbö hat die Petition mit einer eigenen Unterschriftenaktion unter dem Titel „Barmherziger Samariter!“ unterstützt.