„Am 6. Dezember erinnere ich mich an meine Kindheit“, erzählt Wilhelm Krautwaschl, römisch-katholischer Bischof der Diözese Graz-Seckau. „Im Kindergarten, in der Schule haben wir das Lied vom Hl. Nikolaus oft rauf’ und runter gesungen. Es ist für mich Ausdruck der inneren Sehnsucht, etwas geschenkt zu bekommen: Wird es heute am Abend etwas von Hl. Nikolaus geben? Darf ich ein Beschenkter sein?“
„Mein Lied für Österreich“ – 6. Dezember
Bischof Wilhelm Krautwaschl im ORF 2 Adventkalender.
Für Kinder sei es selbstverständlich zu empfangen und Geschenke zu erwarten, erinnert sich Krautwaschl im Gespräch mit religion.ORF.at an seine Kindertage; als Erwachsene würden wir viel mehr berechnen, kalkulieren und abwägen.
Anders aber sei die Liebe Gottes zu verstehen, meint Krautwaschl. Sie sei nicht berechnend – so seine Erfahrung, Gott spräche den Menschen zuerst an, ohne Bedingungen. Wir Menschen dürften uns als von Gott Beschenkte und Geliebte wissen, ohne Gegenleistung, ein bisschen wie Kinder am Nikolaustag.
„Und wenn man sich die Legenden rund um die Figur des Heiligen Nikolaus genauer anschaut, so ist das eine Person, die für das konkrete Tun aus dem Glauben heraus steht“, sagt Krautwaschl. Der Heilige Nikolaus nehme Anleitung am bedingungslosen Handeln Gottes und würde nicht nach dem Warum und der Schuld für die Not der Menschen fragen. „Egal was los war, Nikolaus hat versucht zu helfen.“
„Wenn ein Mensch die Liebe Gottes erfährt, sich selbst angenommen und beschenkt weiß“, dann könne er versuchen darauf zu antworten, in dem er selber ohne wenn und aber Hilfe anbiete, ein wenig so, wie es die Legenden vom heiligen Nikolaus erzählen.