Die junge Pianisten Dorothy Khadem-Missagh klettert in einen der großen Fensterrahmen des Konzert- und Theatersaals „MuTh“ und wartet auf das Zeichen zum Winken in die ORF-Kamera. Das „MuTh“ ist ein Raum, der als musikalische Heimat der Wiener Sängerknaben dient und offen für Genres von Klassik bis Avantgarde sein möchte. Heute ist er Drehort für die tägliche Sendung „Mein Lied für Österreich“ im Advent.
Mein Lied für Österreich – 17. Dezember
Pianistin Dorothy Khadem-Missagh im ORF 2 Adventkalender
Khadem-Missagh öffnet das Fenster und ein leichter Wind fährt in die Fensterflügel, die sich dadurch fast wie von selbst öffnen. Sonst ist hier seit Wochen alles geschlossen und nur ein eingeschränkter Probenbetrieb möglich. Die Aufnahmen am Fenster sind schnell abgedreht und dann geht es hinein in den Saal zum Klavier.
Passend zum 17. Dezember hat die international tätige Pianistin ein Stück von Ludwig van Beethoven ausgewählt, denn genau heute, vor 250 Jahren, wurde Beethoven getauft, erzählt sie von ihren Recherchen. Das sei ein wichtiges Datum, denn das eigentliche Geburtsdatum von Beethoven sei nicht bekannt.
Das Stück, dass Khadem-Missagh als Geschenk für die Menschen in Österreich vorspielen möchte, heißt „Das Wiedersehen“ und ist der dritte Satz aus der Klaviersonate „Les Adieux“ (Op. 78a).
„Einander Wiedersehen, nach den Lockdowns und dem vielen Abstandhalten“, das sei ihr großer Wunsch, erzählt sie im Gespräch mit religion.ORF.at. Auch hoffe sie auf ein baldiges Wiedersehen mit ihrem Publikum.
Vor Corona war die viel beachtete und ausgezeichnete junge Pianistin stets unterwegs, heute sitzt sie im leeren Saal der Sängerknaben vor dem frisch gestimmten Flügel. Und dann schlagen ihre Finger mit Wucht in die Tasten. „Das Wiedersehen“ ist heftig und emotional. Man könnte es als einen Rausch der Sinne beschreiben. Die Hämmer klopfen auf die Seiten um die Wette, dann ein kurzer zahmer Moment, bevor es zum wuchtigen Finale der Sonate kommt.
Khadem-Missagh hat sich viel mit Beethoven beschäftigt und dieses Jahr auch den "Beethoven Frühling "ins Leben gerufen – ein jährliches Festival an besonderen Beethoven-Orten. Doch dann durften keine Konzerte vor Publikum am Ort gespielt werden. Es wurde also umgeplant und das Festival ins Internet verlegt. „Es geht darum neue Wege zu suchen und zu finden“, sprudelt es aus Khadem-Missagh heraus.
„Ich wünsch mir, dass wir die Zuversicht nicht verlieren. Vielleicht können wir aus dieser Corona-Zeit auch mitnehmen, dass wir weniger von einem Ich ausgehen, und mehr zu einem Wir kommen.“
Auch wenn die gerade gespielte Sonate zur „ernsten“ Musik zählt, hat Khadem-Missagh noch einen abschließenden Tipp: „Verlieren wir doch in diesen herausfordernden Zeiten nicht den Humor und schenken wir uns gegenseitig ein Lächeln!“