Papst Franziskus beim Segen „Urbi et orbi“ auf dem leeren Petersplatz, Ostern 2020
Reuters/Guglielmo Mangiapane
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Weihnachten

„Urbi et orbi“: Papst-Segen digitaler denn je

Es ist wohl alleine schon ein Segen, dass die römisch-katholische Kirche die Verabreichungsformen für den päpstlichen Ablass „Urbi et orbi“ erweitert hat: Andernfalls würden ihn heuer, im Coronavirus-Jahr 2020, nur wenige Gläubige empfangen.

War früher für diesen Empfang die physische Anwesenheit des Empfängers auf dem Platz bzw. in Sichtweite des Spenders notwendig, so kann der Segen seit 1967 auch über Radio, seit 1985 über das Fernsehen und seit 1995 auch über das Internet gültig empfangen werden.

Anders als zu Ostern wird Papst Franziskus heuer am ersten Weihnachtstag den Segen „Urbi et orbi“ (Der Stadt und dem Erdkreis) nicht aus dem Petersdom in Rom selbst spenden, sondern aus der Benediktionsaula über der Eingangshalle der Kirche. Das teilte der Vatikan am Dienstag mit. Lediglich eine Handvoll Gläubige werden auf dem Petersplatz stehen dürfen.

Auch von zu Hause aus „gültig“

Am Ostersonntag hatte der Papst in einer historisch beispiellosen Geste um ein Ende der Coronavirus-Pandemie gebetet. Bei der Feier auf den Stufen des Petersdoms rief er die Hilfe Gottes in der Notlage und seinen Trost für Kranke und Sterbende an. Die Bilder vom „einsamen“ Segen des Papstes gingen um die Welt.

Papst Franziskus beim Segen „Urbi et orbi“ auf dem leeren Petersplatz, Ostern 2020
Reuters/Guglielmo Mangiapane
„Einsamer“ Segen: Ostern 2020

Wie üblich konnte der Segen aber auch heuer bequem von zu Hause aus vollumfänglich „gültig“ empfangen werden.

Besonders feierlicher Segen

„Urbi et orbi“ ist die Kurzbezeichnung für einen besonders feierlichen päpstlichen Segen, der der Stadt (lat.: urbs) Rom und dem ganzen Erdkreis (lat.: orbis) gilt. In der Formel kommt der weltumfassende Anspruch der römisch-katholischen Kirche zum Ausdruck.

Sie geht auf die römische Antike zurück. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt schlechthin und als Mittelpunkt des Erdkreises. Der Segen ist untrennbar mit den kirchlichen Hochfesten Ostern und Weihnachten verbunden, dann nämlich spendet ihn der Papst (gewöhnlich) vom Balkon des Petersdoms aus.

Der lateinisch gesprochene Segen beinhaltet die Bitte an Gott, alle Sünden zu vergeben und den Menschen eine Zeit echter und fruchtbarer Reue und die Besserung des Lebens zu schenken, sodass Christus sie zum ewigen Leben führen kann. Eng damit verbunden ist nach katholischer Lehre deshalb auch ein vollkommener Ablass für jene, die den Segen hören oder sehen und die guten Willens sind.