Jubiläum

Steirischer Altbischof Kapellari wird 85

Der frühere steirische Diözesanbischof Egon Kapellari feiert am Dienstag seinen 85. Geburtstag. 2021 ist für Kapellari ein Jahr mehrerer Jubiläen: Er feiert auch 60 Jahre Priester- und 40 Jahre Bischofsweihe.

Zu seinem Ehrentag – Kapellari feiert diesen stets in aller Stille – werden ihm Ende der Woche in der Aula der Alten Universität Graz in laut Diözese kleinstem Kreis der Ehrenring der Landeshauptstadt und die Ehrenbürgerschaft verliehen.

Geboren wurde Egon Kapellari am 12. Jänner 1936 in Leoben. Er studierte Theologie und Rechtswissenschaften. Nach seiner Priesterweihe 1961 war Kapellari viele Jahre als Kaplan bzw. als Hochschulseelsorger und in der Leitung des Afro-asiatischen Instituts (AAI) in Graz tätig. Von 1968 an war Kapellari auch für das Grazer Priesterseminar mitverantwortlich.

Ab 1982 wirkte Kapellari als Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt, 2001 kehrte er nach Graz zurück. Parallel dazu hatte er vielfältige nationale und internationale Aufgaben in der Österreichischen Bischofskonferenz. In seiner Zeit als Kärntner Bischof initiierte er u.a. die „St. Georgener Gespräche“ mit Referenten wie Joseph Ratzinger, Karl Lehmann, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz. Von 1982 bis 1992 war Kapellari österreichischer „Jugendbischof“ und zwei Funktionsperioden lang auch Mitglied des früheren Päpstlichen Rates für den Dialog mit den Nichtglaubenden.

Egon Kapellari, früherer Bischof in Graz.
Diözese Graz-Seckau/Gerd Neuhold
Bischof Egon Kapellari

Nicht lautstark, aber deutlich

In die flächenmäßig größte österreichische Diözese Graz-Seckau wechselte Kapellari nach dem Rücktritt seines Vorgängers Johann Weber. Neben seinen vielfältigen Aufgaben als Bischof fand er immer wieder Zeit für das Schreiben theologisch und spirituell anspruchsvoller Bücher, die ihn im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus bekannt gemacht haben. So wurde sein bekanntestes Buch, „Heilige Zeichen in Liturgie und Alltag“, auch auf Italienisch, Polnisch, Slowenisch, Slowakisch, Spanisch und Koreanisch aufgelegt.

Der eifrige Publizist – rund 15 Bücher hat er geschrieben, ein weiteres soll in Arbeit sein – war nie ein lautstarker Kirchenmann, hatte aber stets deutlich tagespolitisch Stellung bezogen – vor allem in Bezug auf Menschenrechte oder parteipolitische Vereinnahmungsversuche des Christentums, etwa in der Islamdebatte.

„Brückenbauer“

Der gebürtige Obersteirer wird von manchen als konservativ eingeschätzt. Mit der Kategorisierung kann der Intellektuelle Kapellari nichts anfangen: In der katholischen Christenheit Europas ringe man vorrangig um „progressiv“ und „konservativ“, hatte er kürzlich laut Kathpress erklärt: „Das ist zu flach. Man müsste darüber hinaus tiefer denken und tiefer graben.“ Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl bezeichnete Kapellari jedenfalls in der Begründung für die höchste Auszeichnung der Stadt als „Brückenbauer zwischen Kirche, Kunst und sozialem Engagement“.

Kapellari wurde am 12. Jänner 1936 im obersteirischen Leoben geboren und hatte 36 Jahre als Oberhirte zweier Diözesen gedient. Der Obersteirer studierte in Graz zunächst Rechtswissenschaften und dann in Graz und Salzburg Theologie. 1961 zum Priester geweiht, übernahm er in Graz das Amt eines Hochschulseelsorgers, ehe er am 24. Jänner 1982 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof der Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt ernannt wurde. In seiner Kärntner Zeit stellte Kapellari seinen öffentlichen Reden oft Grußworte in slowenischer Sprache voran – zu einer Zeit, als dies politisch nicht opportun war.

Seltene öffentliche Auftritte

Anfang 2017 hatte Kapellari als emeritierter Bischof von Graz-Seckau auf Wunsch des verstorbenen steirischen Alt-Landeshauptmanns Josef Krainer jun. dessen Totenmesse zelebriert – zusammen mit seinem Vorgänger Altbischof Johann Weber und seinem Nachfolger, Bischof Wilhelm Krautwaschl. In einem größeren Rahmen öffentlich aufgetreten war Kapellari beim Gottesdienst für seinen am 23. Mai 2020 verstorbenen Vorgänger Johann Weber, bei der Begleitung der Trauerfeier im Grazer Dom am 3. Juni.

Zuletzt war Kapellari Gast bei der offiziellen Ehrung von Alt-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (ÖVP). Diese hatte am 28. Oktober 2020 bei einer Feierstunde in der Aula der Alten Universität den Ehrenring des Landes Steiermark erhalten – eine Auszeichnung, die sich auch mit ihrem 75. Geburtstag überschnitt.

„Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade“

Im Vorfeld seines 85. Geburtstags sagte Kapellari in einem Interview mit der Wochenzeitung der Diözese Graz-Seckau „Sonntagsblatt“ (Ausgabe vom 10. Jänner), viele Christen, und auch Päpste, hätten es ihren Kritikern manchmal „leicht gemacht, das komplementäre Positive zu übersehen, zu verdrängen“. Aber gerade in der Geschichte des Papsttums zeige sich, „dass Gott oft auch auf krummen Zeilen gerade schreibt“, so Kapellari.

Egon Kapellari, früherer Bischof in Graz.
APA/Sonntagsblatt/Gerd Neuhold
Erzbischof Franz Lackner (li.) und der emeritierte Diözesanbischof Egon Kapellari (re.) 2015 bei seinem Dankgottesdienst

Im 20. Jahrhundert sei die Existenz Gottes zunehmend bezweifelt worden, in der Bibel dagegen komme das Ringen um Gott und mit Gott immer wieder zur Sprache. „Zu flach“ sei auch, dass im deutschen Sprachraum kirchlich vor allem von einem „lieben Gott“ die Rede sei. Der Gott der Bibel sei „zutiefst zwar Liebe, aber er hat sich in Jesus Christus am Karfreitag als gescheiterte, weil gekreuzigte Liebe offenbart und erst am dritten Tag in der Auferstehung Christi als siegreiche Liebe“. Der Titel eines neuen Buches des deutschen Bischofs Heiner Wilmer laute dementsprechend zu Recht „Gott ist nicht nett“.

Gespräche mit unterschiedlichen Akteuren

Über sein aktuelles Engagement erzählte Kapellari, er habe seit seiner Emeritierung 2015 wie auch andere Altbischöfe in der Pfarrseelsorge ausgeholfen, durch Firmungen, Weihen von Diakonen und einem Priester, durch Exerzitien und Vorträge. Zuletzt suche er noch intensiver als zuvor die Begegnung und das Gespräch mit Christen, Juden und Muslimen, mit Vertreterinnen und Vertretern von Politik, Kunst, Medien und Wissenschaft.

Darunter auch Menschen, die sich als Agnostiker oder Atheisten verstehen, wie Kapellari hinwies. „In diesem weitmaschigen Netz wird niemand vereinnahmt, aber ich bin dabei immer klar ein Mann der katholischen Kirche, ein Zeuge für Jesus Christus.“

Möglicherweise Buch über Humor

Heute lebt der emeritierte Bischof bei den Elisabethinen in Graz. Er ist nach wie vor als Seelsorger und als Buchautor tätig. Der vielfache Buchautor werde oft gefragt, ob er noch einen weiteren Band schreiben wolle. „Ich glaube, dass es höchstens ein Buch über Humor geben könnte“, antwortete Kapellari. „Christen haben ja auch immer etwas zu lachen gehabt, auch wenn die jeweiligen Zustände eher zum Weinen gedrängt haben. So ist es auch heute.“

Jubiläumsjahr „möglichst bescheiden“

Sein Jubiläumsjahr 2021 möchte Kapellari „möglichst bescheiden“ begehen, wie er ankündigte. Im Juli soll es einen Gottesdienst mit seinen noch lebenden Studien- und Weihekollegen in der Kapelle des Grazer Priesterseminars geben, zeitnah zum 7. Dezember – 40 Jahre nach seiner Ernennung zum Kärntner Diözesanbischof – möchte sich Kapellari mit seinen Nachfolgern in Graz und Klagenfurt, Wilhelm Krautwaschl und Josef Marketz, im steirischen Benediktinerstift St. Lambrecht zum Gebet und Gedankenaustausch treffen.