Jubiläum

Canisius: „Genie, Vorreiter, umtriebiger Europäer“

Der vor 500 Jahren geborene Ordensmann, Theologe und Schriftsteller Petrus Canisius (1521-1597) war in den Augen des Innsbrucker Theologen Jozef Niewiadomski ein „Genie, Vorreiter und umtriebigen Europäer“ zugleich.

Der Kirchenlehrer aus dem Jesuitenorden und Innsbrucker Diözesanpatron aus der frühen Neuzeit, dessen Jubiläumsjahr die Diözese Innsbruck am Sonntag startete, habe bleibende Spuren in der Weltkirche, in der europäischen Gesellschaft und insbesondere auch in der Tiroler Landeshauptstadt hinterlassen, erklärte der Dogmatiker in einem Beitrag für die „Tiroler Tageszeitung“ (Samstag-Ausgabe).

Schon zu Lebzeiten sei Canisius „in aller Munde“ gewesen, bald nach seinem Tod dann sogar „weltberühmt mit einem Popularitätsgrad, den nicht einmal die Hollywoodstars zustande bringen“, stellte Niewiadomski Vergleiche an.

1925 heiliggesprochen

Weltweit habe jedes katholische Kind über Jahrhunderte „Formeln, die aus seiner Feder stammten“ gelernt, zumal der 1925 heiliggesprochene Jesuit eines der erfolgreichsten Bücher aller Zeiten verfasst habe: „Mit über 1.000 Auflagen, übersetzt in alle möglichen Sprachen, stand der Katechismus des Petrus Canisius lange für katholische Mentalität der Neuzeit“, so der Theologe.

Petrus Canisius auf einem Kupferstich um 1600
Public Domain/Wikipedia
Petrus Canisius auf einem Kupferstich um 1600

Der 8. Mai 1521 in Nijmegen (heute Holland) geborene Heilige habe sich zunächst als „Aussteiger“ versucht, ehe er in den gerade zwei Jahre zuvor gegründeten Jesuitenorden eintrat und sich damit nach Niewiadomskis Schilderung „dem neuesten Schrei kulturpolitischer Strömungen mit Haut und Haar“ verschrieb.

„Riecher in Sachen Zukunft“

Canisius habe einen „Riecher in Sachen Zukunft“ bewiesen, ähnlich den heutigen „Freaks aus dem Silicon Valley“, auch durch seine enorme Mobilität: Laut seinen Biografen hat er Tausende Kilometer quer durch Europa zurückgelegt, das meiste davon zu Fuß.

Canisius habe die moderne Weltanschauung zur Vollendung gebracht, indem er auf „Bildung als entscheidendes Mittel der Karriereplanung“ gesetzt habe, so der Dogmatiker weiter. Europa verdanke dem Jesuiten zahlreiche Gymnasien, die später zu Universitäten mutiert seien, darunter auch in Innsbruck, das Jesuitenkolleg, auf deren Grundlage Kaiser Leopold später die Universität gegründet habe; unter deren Absolventen befänden sich etliche Bischöfe, Kardinäle und Professoren aus allen fünf Kontinenten.

Es sei nicht abwegig danach zu fragen, wie es ohne um Tirol im Allgemeinen und um Innsbruck im Besonderen heute ohne Petrus Canisius bestellt wäre, der in den 1570er-Jahren wiederholt in Innsbruck und Hall wirkte und hier auch Hofprediger war. Die spätere Olympiastadt habe ihren weltweiten Ruf „auf jeden Fall zuerst den Jesuiten und dem Collegium Canisianum“ verdankt, stellte Niewiadomski klar.

Biografie in Vorbereitung

„Petrus Canisius. Wanderer zwischen den Welten“ lautet der Titel einer vom Tyrolia-Verlag für März angekündigten Biografie, die auch die Schattenseiten dieser vielschichtigen Persönlichkeit ausleuchtet. Mathias Moosbrugger vom Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie an der Uni Innsbruck widmete dem in Köln, Mainz, Ingolstadt und Augsburg, Innsbruck, Wien, Prag und Freiburg (CH) wirkenden Gegenreformator einen 250 Seiten umfassenden Band.

Der Teilnehmer am Konzil von Trient „machte die noch jungen Jesuiten zum Bollwerk der katholischen Kirche gegen die Reformation, galt aber auch als ein Verfechter der Hexenverfolgung“, so der Verlag zu dem Buch.