Kennen Sie den? Hochzeit in einem Dorf, der Pfarrer und der Ortsrabbi sitzen am selben Tisch. „Na, Rabbi“, sagt der Pfarrer, „wann werde ich denn einmal erleben, dass Sie so ein gutes Schweinsschnitzel essen?“ Entgegnet der Rabbi: „Bei Ihrer Hochzeit, Hochwürden. Bei Ihrer Hochzeit.“ Wer diesen Witz erfunden hat, wird man wohl kaum nachverfolgen können, denn Humor und Witz haben keine Urheber, sie entstehen meist spontan aus der Kreativität.
Lachen lässt es sich über bestimmte Situationen oder einen Witz (bekannt ist im Zusammenhang mit Religion vor allem der jüdische Witz) genauso gut wie über sich selbst und auch über andere. Hier ist für viele auch die Grenze – Stichwort Karikaturen.
Insgesamt geht es beim Humor nicht nur darum, Witze zu erzählen, sondern das Witzige oder Skurrile im Alltag oder eben der Religion zu entdecken. Zentral sind die Distanz und ein Perspektivenwechsel, der plötzlich das Komische einer Situation oder einer Annahme zum Vorschein bringt.
Komisch sei ja beispielsweise schon, dass „Buddha aus der vedischen Tradition kam, Jesus ein Jude war und Mohammed kein Muslim“. In einem Paradox könne auch das Göttliche liegen, sagt Korp. Humor brauche einen Widerspruch. Aus der Sicht des Religionswissenschaftlers, der sich selbst in den mystischen Traditionen verortet, ist es „seltsam“, dass das Humorvolle in den Religionen so wenig Beachtung findet. Für ihn gehören Humor und Lachen zum Glauben dazu, den er als „Hingabe ans Glücklichwerden“ definiert.
Drei Funktionen
Lachen erlaube eine Distanz – zu uns selbst, aber auch zu hierarchischen Strukturen, so Korp. Es befreie von starren Meinungen und Überzeugungen und wirke entspannend. Er macht drei Funktionen des Lachens aus, die sich im System Religion genauso finden wie in jedem anderen System: Freude (im Zusammenhang mit Religion etwa über gemeinsam erlebten Glauben), das „Lachen von unten nach oben“ und das „Lachen von oben nach unten“.
Das „Lachen von unten nach oben“ bringt die Menschen auf Augenhöhe. Die Mächtigen werden dadurch kleiner, das Menschliche wird betont – und es zeigt sich, dass auch religiöse Autoritätspersonen Menschen sind. Papst Franziskus kann herzhaft lachen, der Dalai Lama lacht gern – ihrer Autorität tut das keinen Abbruch, im Gegenteil, es schafft eine gewisse Verbundenheit und dadurch Glaubwürdigkeit.
Lachen als Aufklärung
Im christlichen Umfeld zeigt sich das „Lachen von unten nach oben“ besonders im Fasching und früher auch beim Osterlachen. Dabei brachte der Pfarrer die Gemeinde mit einer etwas anderen Osterpredigt – inklusive mitunter derber Witze – zum Lachen. Im Mittelalter habe man beschlossen, da sich das Lachen ohnehin nicht ganz verbieten ließ, ein reguliertes „Die-Sau-Rauslassen“ zu erlauben, damit die Gläubigen danach wieder „brav“ waren, so Korp.
Für die Mächtigen – wozu die Kirchenmänner zweifelsfrei zählten – konnte dieses Lachen auch gefährlich werden, weil Lachen immer auch der Aufklärung diene, so der Humorfoscher.
Die dritte Funktion des Lachens ist dagegen ein „Lachen von oben nach unten“, ein Verächtlichmachen und Verspotten der Schwächeren durch die Mächtige. So wurde beispielsweise Jesus von den Soldaten verspottet, als er bereits gekreuzigt war.
Nobel lächeln versus lauthals lachen
Im Theravada-Buddhismus gibt es eine Hierarchisierung des Lachens in sechs Stufen (ein nobles Lächeln, das auch Bodhisattvas – also Erleuchtungswesen – zugestanden wird, an erster Stelle, lautes Gelächter an letzter). Im tibetischen Buddhismus darf ruhig auch laut gelacht werden – siehe Dalai Lama.
Lachen sei auch Ausdruck von Lust, so Korp. Über den Propheten des Islam, Mohammed, wird berichtet, dass er gerne und laut gelacht habe (so, dass man seine Weisheitszähne sah). In allen islamischen Strömungen gebe es zudem „Hodscha“-Figuren (Narrenfiguren), der Islam habe eine große Humortradition. „Heilige Narren“ kennt man in allen Religionen.
Literaturhinweise
- Harald-Alexander Korp, Dem ruhigen Geist ist alles möglich.
- Harald-Alexander Korp, Am Ende ist nicht Schluss mit lustig.
Lachende Trinität
Philipp Neri (1515–1595), wichtige Figur der Gegenreformation, habe Humor und Spaß in seine Gottesdienste integriert. Er animierte die Teilnehmenden, vor dem Gottesdienst mit Fellen bedeckt durch Rom zu ziehen und sich dem Spott der anderen auszusetzen. Dabei hätten sie trotz des Ausgelachtwerdens innerlich, im Glauben, ihre Würde behalten.
Und der Mystiker Meister Eckhart (um 1260–1328), so Korp, habe es geschafft, humorvoll über die Trinität zu schreiben – ein „Unikat“ im Christentum. Demnach ist alles aus dem Lachen Gottes entstanden: Jesus, die Lust, Freude, die Liebe, dann der Heilige Geist, und aus dem Lachen aller drei werden die Menschen geboren.