Biden als US-Präsident vereidigt: Papst gratuliert

Papst Franziskus hat dem neuen US-Präsidenten Joe Biden zum Amtsantritt gratuliert. Er wolle Gott bitten, ihm „Weisheit und Kraft für die Ausübung des hohen Amtes“ zu schenken, heißt es in einem Glückwunschschreiben an Biden.

Der Vatikan veröffentlichte das Schreiben am Mittwochabend unmittelbar nach der Amtseinführung in Washington. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen war dabei vor den Stufen des Kapitols auch Kamala Harris als erste schwarze Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten vereidigt worden.

Angesichts schwerer Menschheitskrisen, so der Papst, sollten Bidens Entscheidungen geleitet sein „von der Sorge um den Aufbau einer Gesellschaft, die geprägt ist durch wahre Gerechtigkeit und Freiheit“. Gleichzeitig brauche es „unermüdlichen Respekt“ für Rechte und Würde jedes Menschen, „insbesondere der Armen, der Schwachen und derer, die keine Stimme haben“.

„Verständnis, Versöhnung und Frieden“

Auch möge Gott Bidens Amtsführung dabei „leiten, Verständnis, Versöhnung und Frieden innerhalb der USA sowie unter den Nationen der Welt zu fördern, um das universelle Gemeinwohl voranzubringen“. Dabei erinnerte Franziskus auch an die „politischen, ethischen und religiösen Werte“, die die USA seit ihrer Gründung inspiriert haben.

Papst Franziskus hatte Biden bereits persönlich in einem Telefonat kurz nach der Wahl im November gratuliert. Wie Bidens Team damals mitteilte, hatte er dabei den Wunsch nach Zusammenarbeit geäußert.

Der 78-jährige Demokrat ist nach John F. Kennedy der zweite katholische Präsident in der Geschichte der USA. Nach Medienberichten ziert das neu eingerichtete Oval Office im Weißen Haus auch ein Foto, das Biden bei einer Begegnung mit Papst Franziskus zeigt.

Biden-Appell zu Einheit

Coronabedingt fand die Amtseinführung in Washington anders als sonst üblich ohne Massenpublikum statt. In seiner rund 20-minütigen Rede zum Amtsantritt, der „Inaugural Adress“, mahnte Biden seine Landsleute auch mit zahlreichen religiösen Anspielungen zu Geschlossenheit.

Zugleich betonte er, ein Präsident für alle Amerikaner sein zu wollen. Um die Seele Amerikas wiederherzustellen, brauche es mehr als Worte. „Wir brauchen das Flüchtigste überhaupt in einer Demokratie: Einigkeit“, so der US-Präsident. Geschichte, Glaube und Vernunft würden genau diesen Weg weisen.

Biden zitierte Augustinus

„Vor vielen Jahrhunderten schrieb der heilige Augustinus, ein Heiliger in meiner Kirche, dass ein Volk eine Menge sei, die durch die gemeinsamen Dinge seiner Liebe definiert werde“, erinnerte Biden an Gedanken aus der Schrift „Vom Gottesstaat“ (De civitate Dei contra Paganos) des Augustinus von Hippo (354-430).

Die Amerikaner, so Biden, machten in diesem Sinn Chancen, Sicherheit, Freiheit, Würde, Respekt, Ehre und Wahrheit aus. Zu letzterem Punkt hätten die vergangenen Monate eine „schmerzhafte Lektion erteilt“, sagte der Präsident und prangerte, ohne seinen Vorgänger Donald Trump namentlich zu erwähnen, Lügen an, die aus Macht- oder Profitgier in Umlauf gebracht worden seien.

Gebet für Covid-19-Verstorbene

Inmitten seiner Ansprache rief Biden auch zu einem stillen Gebet im Gedenken an die Toten der Covid-19-Pandemie auf. Bereits im Vorfeld seines Amtsantritts hatte der neue Präsident angekündigt, dem Kampf gegen die Pandemie oberste Priorität einräumen zu wollen.

Frisch auf der Bibel seines Urgroßvaters mit einem großen Kreuz am Deckel vereidigt, zitierte Biden aus dem Psalm 30 der Heiligen Schrift. Die USA müssten die Pandemie „endlich als geeinte Nation“ bekämpfen, rief er auf: „Ich verspreche Ihnen, so wie es in der Bibel heißt: Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.“