Zusammstöße ultraorthodoxer Israelis mit der Polizei wegen Coronavirus-Regeln, in Ashdod
APA/AP/Oded Balilty
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Israel

Konfrontationen Ultraorthodoxer mit Polizei

Hunderte ultraorthodoxe Israelis haben sich am Sonntag Konfrontationen mit Polizisten geliefert, die Coronavirus-Regeln durchsetzen wollte. Ein einflussreicher Rabbiner hatte zuvor dazu aufgerufen, die Schulen im ultraorthodoxen Sektor trotz eines allgemeinen Verbots zu öffnen.

Die Polizisten waren ab den frühen Morgenstunden im Einsatz, um die regelwidrige Öffnung strengreligiöser Bildungseinrichtungen zu verhindern. In der Hafenstadt Ashdod sowie in Jerusalem kam es zu teilweise heftigen Zusammenstößen mit der Polizei.

Im strengreligiösen Viertel Mea Shearim in Jerusalem wurden Sicherheitskräfte als „Nazis“ beschimpft. Auch in Bnei Brak bei Tel Aviv blockierten strengreligiöse Einwohner Straßen und bewarfen Polizisten mit Steinen. Nach Polizeiangaben wurden bei Zusammenstößen mehrere Polizisten verletzt und mindestens 15 Demonstranten festgenommen.

Sehr viele Neuinfizierte

Viele Ultraorthodoxe fühlen sich nicht vom Staat Israel vertreten. Sie leben teilweise in einer Art Parallelwelt und folgen eher Vorgaben ihrer Rabbiner als denen des Staates. In ultraorthodoxen jüdischen Wohnvierteln leben häufig größere Familien auf engem Raum zusammen. Nach Medienberichten gehören inzwischen 40 Prozent der Coronavirus-Neuinfizierten dem tiefreligiösen Sektor an. Gleichzeitig lassen sich im Vergleich zum Rest der Gesellschaft weniger Ultraorthodoxe gegen das Coronavirus impfen.

Kritik an Netanjahu

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Polizei in der vergangenen Woche dazu aufgerufen, gegen alle Gesetzesbrecher mit „eiserner Faust“ vorzugehen. Die Regierungen Netanyahus hatten sich in den vergangenen Jahren auch auf ultraorthodoxe Parteien gestützt.

Viele Kritiker warfen dem 71-Jährigen in der Coronaviruskrise wiederholt vor, zu viel Rücksicht auf die Interessen der Strengreligiösen zu nehmen. In anderen Gesellschaftsgruppen wurde das mit Entrüstung registriert. Am 23. März wird in Israel zum vierten Mal binnen rund zwei Jahren gewählt. Netanjahu will erneut Ministerpräsident werden.