Er habe sich im vergangenen Jahr mit dem Coronavirus infiziert, hieß es. Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie tausende Ultraorthodoxer ungehindert und dicht gedrängt auf den Friedhof strömten. Viele von ihnen trugen keine Masken.
Verteidigungsminister Benny Gantz verurteilte die Verstöße gegen den seit drei Wochen herrschenden Lockdown scharf. „So sieht eine ungleiche Umsetzung von Regeln aus“, schrieb er bei Twitter zu der Massenteilnahme an dem Begräbnis.
„Millionen von Familien und Kindern sind zu Hause eingeschlossen und halten sich an die Regeln, während Tausende Ultraorthodoxer sich auf einem Begräbnis drängen, die meisten auch ohne Masken.“ Er sei nicht bereit, der Verlängerung eines solchen „Fake-Lockdowns“ zuzustimmen. Die Regeln müssten für alle oder für niemanden gelten.
Ministerpräsident ruft zu Vorgehen mit „eiserner Faust“ auf
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Polizei zuletzt dazu aufgerufen, gegen alle Gesetzesbrecher mit „eiserner Faust“ vorzugehen. Es kam jedoch zu immer neuen Verstößen. Die Regierungen Netanjahus hatten sich in den vergangenen Jahren auch auf ultraorthodoxe Parteien gestützt.
Viele Kritiker warfen dem 71-Jährigen in der Coronavirus-Krise wiederholt vor, zu viel Rücksicht auf die Interessen der Strengreligiösen zu nehmen. Am 23. März wird in Israel zum vierten Mal binnen rund zwei Jahren gewählt. Netanjahu will erneut Ministerpräsident werden.
Leben in einer Parallelwelt
Viele Ultraorthodoxe fühlen sich nicht vom Staat Israel vertreten. Sie leben teilweise in einer Art Parallelwelt und folgen eher Vorgaben ihrer Rabbiner als denen des Staates. Ein großer Teil der Coronavirus-Neuinfektionen wurde zuletzt unter den Strengreligiösen verzeichnet. In ultraorthodoxen jüdischen Wohnvierteln leben häufig größere Familien auf engem Raum zusammen.
Der Lockdown endet in der Nacht zum Montag automatisch. Das Gesundheitsministerium dringt angesichts der hohen Infektionszahlen auf eine Verlängerung der Maßnahmen.