Luftaufnahme von Kufstein in Tirol
APA/EXPA/Johann Groder
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Orthodoxie

Rumänien soll Märtyrerreliquien in Kufstein suchen

Maria Theresia soll einst orthodoxe Kirchenmänner aus Rumänien im Kerker in Kufstein zugrunde gehen lassen haben. Der rumänische Staat soll nun offiziell und aktiv nach Reliquien der Märtyrer aus dem 18. Jahrhundert in Tirol suchen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde jüngst im Parlament in Bukarest eingebracht.

Ins Parlament eingebracht hat den Gesetzesentwurf die Nationalliberale Partei. Das berichtet der Ökumenedienst der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in seiner aktuellen Ausgabe. Es handelt sich bei den Märtyrern um den Mönch Visarion und seine Gefährten, die im 18. Jahrhundert gegen die vom Habsburgerstaat geförderte Union der Orthodoxen mit der katholischen Kirche gewirkt hatten.

Visarion und seine Mitstreiter wurden unter Maria Theresia verhaftet und verschwanden bis an ihr Lebensende vermutlich im Festungskerker von Kufstein. Visarions dortige Haft als „Märtyrer der Kirchenspaltung“ ist für 1744 urkundlich belegt. Es ist aber nicht restlos geklärt, ob er dort tatsächlich ums Leben oder nochmals frei kam.

Suche bisher ohne Erfolg

Die Rumänische Orthodoxe Kirche hat diese „Siebenbürgischen Märtyrer“ 1950 bzw. 1992 heiliggesprochen. Die Suche nach ihren sterblichen Überresten wurde 2015 vom damaligen serbischen Bischof von Bihac, Hrizostom Jevic, über das österreichische Hilfs- und Informationswerk Catholica Unio (Andreas-Petrus-Werk) aufgenommen, da Visarion aus Bosnien stammte. Sie führte aber in Kufstein zu keinem Erfolg.

Bei der am 6. Februar im rumänischen Parlament erfolgten Einbringung der Gesetzesvorlage zur Auffindung der Gebeine der „Siebenbürgischen Märtyrer“ hat der liberale Abgeordnete Daniel Andrei Gheorghe diesen Schritt mit den Worten begründet: „Wir schulden ihnen, sie heimzubringen!“

Überreste in Heimat bringen

Das Gesetz beauftragt das rumänische Außen-, Justiz- und Finanzministerium sowie das Staatssekretariat für Religionsfragen auf der Festung Kufstein, auf dem alten Gefangenenfriedhof und in ganz Kufstein samt Umgebung nach den sterblichen Überresten der Märtyrer zu forschen, sie nach Rumänien zu bringen und in der Heimat der meisten von ihnen, Sibiel bei Hermannstadt, in der dortigen Dreifaltigkeitskirche beizusetzen.

In Kufstein gibt es eine serbische und griechische orthodoxe Kirchengemeinde. Die serbische Gemeinde, die seit 2001 besteht, ist dem Heiligen Visarion geweiht, und auch die neue Kirche, die seit 2019 gebaut wird, wird dem Heiligen geweiht werden.

Heilige von Kufstein

Auch die griechisch-orthodoxe Metropolis von Österreich hat die „Heiligen von Kufstein“ unter die „Neumärtyrer aller Habsburger Lande“ gereiht und sie zu Diözesan-Patronen erklärt.

Ihre Ikone zeigt die Festung Kufstein, im Tropar (Kirchengebet) heißt es: „Ihr bliebt im wahren Glauben der heiligen Väter. Dafür gabt ihr Euer Blut – der Same der Kirche Christi.“ Die griechisch-orthodoxen Gläubigen feiern ihre Gottesdienste in Kufstein in der örtlichen (katholischen) Dreifaltigkeitskirche.