Eine Vatikan-Flagge weht vor einem Flugzeug, in das Papst Franziskus einsteigt
APA/AFP/Joyce N. Boghosian
APA/AFP/Joyce N. Boghosian
Naher Osten

Papst im Irak: Was sich Christen erhoffen

Papst Franziskus wird in einer Woche trotz Pandemie und angespannter Sicherheitslage den Irak besuchen. Christinnen und Christen in dem kriegsgebeutelten Irak setzen viele Hoffnungen in den Besuch von Franziskus, auch wenn er nicht wie ein normaler Papst-Besuch ablaufen kann und wird.

Für die Christen gilt: Ein Papstbesuch mit Einschränkungen ist besser als gar kein Besuch. Das verdeutlichen Stellungnahmen von Kirchenvertretern vor Ort, die das Linzer Hilfswerk Initiative Christlicher Orient (ICO) aktuell eingeholt hat.

Die ICO ist seit vielen Jahren mit zahlreichen Hilfsprojekten im Nordirak präsent; u.a. in der nordirakischen chaldäischen Diözese Zakho. Deren neuer Bischof Felix Dawood Al-Shabi wies gegenüber der ICO darauf hin, dass der Besuch des Papstes von 5. bis 8. März nicht nur für die Christen, sondern für die gesamte irakische Bevölkerung ein Zeichen des Friedens, der Hoffnung und für eine Zukunft mit mehr Sicherheit sei.

„Historisches Ereignis“

Der Bischof hob auch die Anstrengungen der irakischen Zentralregierung und der kurdischen Regionalregierung positiv hervor, die unbeirrt – trotz der massiven Probleme – am Besuch festhielten und alles unternehmen würden, damit die Papstreise möglich wird.

Wie eingeschränkt die Möglichkeiten für die lokalen Christinnen und Christen sind, den Papst persönlich zu treffen, zeigt die Nachricht des chaldäischen Pfarrers Samir Yousif aus dem Dorf Enishke. Aus der gesamten nordirakischen Diözese Dohuk könnten gerade einmal 350 Personen an der großen Papstmesse am 7. März in Erbil teilnehmen. Aus seiner Pfarre seien es 96 Personen, so Pfarrer Samir.

Ein Iraker hängt die vatikanische Flagge in einem Geschäft in Erbil im Irak auf
APA/AFP/Safin Hamed
Die Vorbereitungen für den Besuch des Papstes laufen

Und trotzdem spricht er von einem „historischen Ereignis“, auf das die Menschen schon seit vielen Jahren gewartet hätten. Gerade auch für die nordirakische Region Kurdistan sei der Besuch wichtig und eine Bestätigung der Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben aller Einwohner.

Mehr Sicherheit für Region

Der Papst werde die Christinnen und Christen wohl darin bestärken, in ihrer Heimat zu bleiben, so der Pfarrer von Enishke weiter.

Und zugleich werde er sich dafür einsetzen, dass es endlich mehr Sicherheit in der Region gibt. Hoffnungen setzt der Pfarrer diesbezüglich in die symbolträchtige Begegnung von Papst Franziskus und Großayatollah Ali al-Sistani.

Eine geschundene Gesellschaft

Von einer „geschundenen und verwundeten“ irakischen Gesellschaft spricht die Ordensfrau Sanna Hanna. Umso größer seien die Hoffnungen, die die Menschen mit dem Besuch des Papstes verbinden. Der Irak, ein Land, in dem schon so viel Blut vergossen wurde, „schreit nach Hoffnung, Freude und Frieden“, so die Dominikanerin. Hanna und ihre Mitschwestern haben sich etwa in Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion für Flüchtlinge eingesetzt, die in letzter Minute der Terrororganisation IS entkommen waren.

Der Besuch von Papst Franziskus ist nicht nur für die katholischen Kirchen im Land eine große Freude, sondern auch für alle anderen Konfessionen. Emanuel Youkhana ist Direktor von CAPNI, (Christian Aid Programm for North Iraq), einem Hilfswerk der Assyrischen Kirche des Ostens. Auch er bezeichnet den Besuch als „Geschenk des Papstes an alle Iraker“. Er sei überaus dankbar für dieses Zeichen der Solidarität des Papstes mit dem leidenden Volk. CAPNI ist seit vielen Jahren ein bewährter Projektpartner der ICO.

Hoffnung in Karakosch

Ein weiterer Partner der ICO vor Ort ist die syrisch-katholische Kirche. Der syrisch-katholische Bischof von Mossul, Boutros Moshe, spricht davon, dass es die Christinnen und Christen kaum mehr erwarten könnten, den Papst endlich in ihrem Land begrüßen zu können.

Zur Diözese des Bischofs gehört auch die Kleinstadt Karakosch in der Ninive-Ebene, die Papst Franziskus am 7. März besuchen wird. Karakosch war mit bis zu 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die größte rein christliche Stadt der Region. Alle mussten vor dem IS fliehen. Nachdem dieser militärisch besiegt wurde, kehrte rund die Hälfte der Bevölkerung in ihre großteils zerstörte Stadt zurück.

Häuser wieder aufgebaut

Der Großteil der Häuser sei inzwischen wieder aufgebaut, berichtet der Bischof. Nun würden die Christinnen und Chisten gerade eine neue Kirche bauen. Das sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass man an eine Zukunft in der Heimat glaube. Der Besuch von Papst Franziskus werde sie dabei bestärken, zeigte sich der syrisch-katholische Erzbischof zuversichtlich.