Sterne im Weltall
APA/AFP/ESA
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Vorwort

Schönborn: Kein Gegensatz Wissen – Glauben

Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn plädiert in einem Vorwort zu einem Buch für eine Herangehensweise ohne „ideologische Vorurteile“. Kritik übt Schönborn am „Dogma“, zwischen Vernunft und Glaube bestehe ein unüberbrückbarer Gegensatz.

„Begeistert von der Wissenschaft, verliebt in Gott“: Dieser Buchtitel des in Wien lehrenden und wirkenden italienischen Priesters Giuseppe Rigosi könnte auch für den ausgewiesenen Astronomie-Fan Kardinal Christoph Schönborn gelten. Insofern ist es passend, dass der Wiener Erzbischof in dieser jüngst publizierten „kleinen Darstellung der bekanntesten ‚quaestiones disputatae‘ im Bereich Wissenschaft und Glauben“ ein ausführliches Vorwort schrieb.

Darin teilt er die Überzeugung des Autors, „dass nichts von dem, was wahrhaft wissenschaftlich ist, von Gott, von der Wahrheit entfernen kann“. Der ausgebildete Ingenieur und später zum Priester geweihte Giuseppe Rigosi sei selbst ein Beispiel für die Vereinbarkeit zwischen Naturwissenschaft und gelebter Religiosität.

Evolutionismus und „Gottesteilchen“

Der Rektor des Diözesanen Missionskollegs Redemptoris Mater in Wien und Lehrende an der Philosophischen-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz schrieb über Evolutionsimus und Kreationismus, über das Higgs-Boson bzw. „Gottesteilchen“, Kosmologie und den „Fall Galileo Galilei“.

Kardinal Christoph Schönborn
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Kardinal Christoph Schönborn

In „liebevoller Wertschätzung“ für die Kirche und ihre Geschichte habe Rigosi nach den Worten des Kardinals somit ein „parteiisches Buch“ geschrieben – aber nur, wenn man wissenschaftliche Errungenschaften und göttliche Offenbarung für unvereinbar halte, wie dies viele Zeitgenossen seit der Aufklärung bis heute tun würden.

Emotionalität wichtige Triebfeder

Schönborn plädierte für eine Herangehensweise an das Thema Wissenschaft und Glaube, die „nicht mehr von ideologischen Vorurteilen geprägt“ ist. Wenn der Buchautor darlege, dass Fantasie und Originalität wesentliche Komponenten für die Entwicklung der Wissenschaften seien, dann würde er – so Schönborn – ergänzen, dass auch Emotionalität eine wichtige Triebfeder sei.

Die Geschichte habe gezeigt, dass auch die Liebe zur Kirche darunterfallen könne. Für die Wissenschaft wie für den Glauben gelte: „Weder die eine noch den anderen kann man ohne die Liebe verstehen, die eine und der andere sind Zeugen des viel tieferen Ursprungs aller Dinge, welcher die Liebe ist.“

Der Wiener Erzbischof schrieb über Rigosis kompaktes Büchlein, es verdiene einen „Platz im Rucksack der Schüler höherer Schulen und der Universitätsstudenten“.

Grenzen des Wissens anerkennen

Giuseppe Rigosi, seit 1995 verantwortlich für die Priesterausbildung am Wiener Missionskolleg Redemptoris Mater und versierter Kirchenhistoriker, hielt fest, die Kirche stelle sich nicht gegen wissenschaftliche Forschungen, sondern war im Gegenteil eine deren wichtigsten Förderinnen.

Er argumentiert zugleich dafür, dass Wissenschaft und Glaube unterschiedliche Herangehensweisen an die Wirklichkeit hätten und ihre Grenzen anerkennen sollten. Es sei z.B. verfehlt, von wissenschaftlichen Theorien den Beweis für die Existenz oder Nicht-Existenz Gottes zu erwarten. Manche Fragen zu beantworten werde der Wissenschaft nie gelingen.

„Sie hat noch nicht geplaudert“

„Die Grenzen des eigenen Wissens anzuerkennen, ist ein Akt der wissenschaftlichen Korrektheit“, schrieb Rigosi. Er zitierte den Physik-Nobelpreisträger Leon Ledermann, der darlegte, dass das Wissen über die Entstehung des Universums erst sehr kurze Zeit nach dem Urknall einsetzte.

„Was immer Sie über die Geburt des Universums lesen oder hören – es ist erfunden. Wir befinden uns im Reich der Philosophie. Nur Gott weiß, was am Uranfang geschah (und bislang hat Sie [sic!] noch nicht geplaudert).“

Giuseppe Rigosis Buch „Begeistert von der Wissenschaft, verliebt in Gott“ erschien im Heiligenkreuzer Be+Be-Verlag, umfasst 176 Seiten und kostet 12,90 Euro. Es kann im Klosterladen Heiligenkreuz bestellt werden.