Fatwa

Muslime dürfen in Ägypten Kirchen mitbauen

In Ägypten dürfen Muslime künftig am Bau von Kirchen mitwirken. Das habe die Regierung jetzt genehmigt, wie der vatikanische Pressedienst AsiaNews laut Kathpress am Montag berichtete.

Die Regierung folgt damit einem islamischen Rechtsgutachten (Fatwa) des ägyptischen Großmuftis Schawki Allam vom 24. Jänner. Bisher war es Muslimen nicht gestattet, sich an Kirchenbauten oder am Bau anderer nicht islamischer Kultstätten zu beteiligen. Nun dürfen sie dies – zumindest im Blick auf christliche Kirchen „gegen Bezahlung“ und „in jeder Hinsicht“ tun, wie es in der Fatwa heißt.

Für Ägypten bedeuten diese Fatwa und die Entscheidung der Regierung einen radikalen Schritt, der in der Bevölkerung auch als umstritten gilt. Es gibt teils heftige Kritik daran. Vonseiten der Christinnen und Christen wie auch von Menschenrechtsorganisationen wird der Schritt jedoch begrüßt.

EIne kptische Kirche beim Nil in Kairo
APA/AFP/Amir Makar
Künftig dürfen muslimische Gläubige an Kirchenbauten mitwirken. Im Bild die koptisch-orthodoxe St. Georgskirche in Kairo.

Bis vor einigen Jahren wurden Kirchenneubauten so gut wie nie genehmigt und sogar bloße Kirchenrenovierungen nur selten bewilligt. Unter der Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi wurde in den vergangenen Jahren aber ein wesentlich christenfreundlicherer Kurs eingeschlagen.

Derzeit sind in Ägypten laut AsiaNews in allen Landesteilen 44 Kirchen im Bau, 16 werden renoviert. Die Regierung hat in den vergangenen Jahren zudem landesweit hunderte Kirchen im Nachhinein „legalisiert“.

Etwa zehn Prozent christlich

Christinnen und Christen machen insgesamt maximal zehn Prozent der Einwohner des Staates in Nordostafrika aus. Die größte Kirche im Land ist die Koptisch-orthodoxe; deren Angaben über die Zahl ihrer Mitglieder schwankt zwischen acht und zwölf Millionen Gläubigen, wobei die niedrigere Zahl laut Kathpress realistischer erscheint.

Zweitgrößte Kirche in Ägypten ist die Griechisch-orthodoxe (Patriarchat von Alexandrien) mit bis zu 200.000 Gläubigen. Die koptisch-katholische Kirche zählt bis zu 170.000 Menschen. Daneben soll es auch noch bis zu 15.000 armenisch-apostolische Christen im Land geben und einige Hundert Syrisch-orthodoxe. Schätzungen gehen zudem von bis zu 100.000 Protestanten im Land aus. Die Zahl der römisch-katholischen Gläubigen beläuft sich auf 20.000.

Kirchen unter Polizeischutz

Ägypten ist von seiner Verfassung her ein islamischer Staat. Maßgeblich für die Gesetzgebung und die soziale Ordnung ist die Scharia. Als religiöse Minderheiten offiziell anerkannt sind nur Christen, Christinnen, Jüdinnen und Juden. Für sie gibt es auch theoretisch Religionsfreiheit, jedoch mit zahlreichen Einschränkungen im täglichen Leben.

Seit der Machtergreifung von Präsident Sisi 2013 ist die Staatsspitze bemüht, den Christen einen gewissen Schutz zu bieten. So stehen etwa viele Kirchen unter Polizei- und Militärschutz – etwa zu Feiertagen. Verbrechen gegen Christen werden von den Behörden inzwischen öfter als früher geahndet.