Missbrauchsskandal

Köln: Kardinal will weitere Schritte präsentieren

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gibt am Dienstag weitere Konsequenzen aus einem Missbrauchsgutachten für seine Erzdiözese bekannt, wie die deutsche Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag berichtete.

Der Erzbischof habe die Untersuchungsergebnisse erstmals mit der Presse am vergangenen Donnerstag erfahren, erklärte die Erzdiözese. Die vergangenen Tage habe Woelki dazu genutzt, das Gutachten zu lesen, Schlussfolgerungen zu ziehen und Gespräche zu führen. Die kommenden Schritte will er mit Generalvikar Markus Hofmann präsentieren.

Das Gutachten, mit dem die Erzdiözese die Kanzlei Gercke Wollschläger beauftragt hatte, zeigt auf, wie Diözesanverantwortliche mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Priester umgingen. Die Untersuchung hält in 24 von 236 ausgewerteten Aktenvorgängen insgesamt 75 Pflichtverletzungen durch acht Amtsträger fest, darunter Erzbischöfe, Generalvikare und Personalchefs. Sie gingen zum Beispiel einem Verdacht nicht nach oder sanktionierten strafbares Verhalten nicht.

Schon drei Beurlaubungen

Direkt nach der Vorstellung der Untersuchung hatte Woelki Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53) und den Kölner Offizial Günter Assenmacher (69) vorläufig von ihren Aufgaben entbunden. Einen Tag später beurlaubte er auch Weihbischof Ansgar Puff (65). Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54), der früher Personalchef und Generalvikar in Köln war, lässt sein Amt ruhen. Er und Schwaderlapp haben dem Papst ihren Rücktritt angeboten. Woelki selbst wurde kein Fehlverhalten nachgewiesen.

Die Gutachter attestieren der Erzdiözese eine desaströse Aktenlage und den Amtsträgern eine große Rechtsunkenntnis. Der Schutz der Institution Kirche habe im Vordergrund gestanden. Die Untersuchung enthält auch Verbesserungsvorschläge: Die Erzdiözese solle unter anderem die Aktenführung professionalisieren, Führungskräfte weiterbilden und eine Stelle zur Überwachung von Täterauflagen schaffen.

Einblick in erste Ausarbeitung

Woelki hatte das Gutachten erst im Oktober vergangenen Jahres in Auftrag gegeben. Es handelt sich um die zweite Ausarbeitung für die Erzdiözese – ein erstes Gutachten einer Münchner Kanzlei wurde zunächst nicht wie vorgesehen veröffentlicht, weil der Kardinal es für mangelhaft hält. Kritiker warfen ihm deshalb fehlenden Aufklärungswillen vor. Ab Donnerstag bekommen Betroffene, Journalisten und weitere Interessierte Einblick in diese erste Ausarbeitung.