Vatikan

Missbrauchsopfer tritt Kinderschutz-Kommission bei

Papst Franziskus hat den chilenischen Journalisten Jean Carlos Cruz zum Mitglied der päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen ernannt. Cruz zählt zu den Opfern, die als erste dem Papst Missbrauch durch Geistliche in Chile gemeldet hatten, so der Vatikan am Mittwoch.

Cruz war von dem früheren Priesterausbilder Fernando Karadima missbraucht worden. Der Geistliche wurde 2011 vom Vatikan wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger schuldig gesprochen und 2018 aus dem Klerikerstand entlassen. Zahlreichen ranghohen Kirchenvertretern wird vorgeworfen, den Kindesmissbrauch durch Karadima in den 1980er- und 1990er-Jahren ignoriert oder vertuscht zu haben.

Der Papst bestätigte zudem die Mitglieder Kinderschutzkommission für ein weiteres Jahr im Amt. Zu den wieder ernannten Mitgliedern gehören unter anderen der deutsche Psychologe und Jesuit Hans Zollner sowie die in Erfurt lehrende niederländische Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens. Laut Zollner wird damit die zweite Amtszeit der Kommission außerordentlich verlängert, weil diese sich pandemiebedingt ein Jahr lang nur online treffen konnte.

Kontakt mit Betroffenen

Die päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen wurde 2014 eingerichtet. Nach der Gründung hatte Franziskus das Mandat des Gremiums mit einigen Neuernennungen 2018 zunächst um drei Jahre verlängert.

Das Aufgabenfeld der Kommission erstreckt sich neben dem Kontakt zu Betroffenen in erster Linie auf Initiativen und Möglichkeiten, Minderjährige im kirchlichen Raum zu schützen. Zudem geht es darum, kirchliche Leitlinien zu Prävention und Intervention zu verbessern und anzuwenden.

Mitglieder der Kommission

Neben Wijlens, Zollner und jetzt Cruz gehören bereits folgende Expertinnen und Experten der Kommission an: Bischof Luis Manuel Ali Herrera (Kolumbien); die Ordensoberin Jane Bertelsen (Großbritannien), die Pädagogin und Juristin Arina Gonsalves (Indien), die Pädagogin Kayula Lesa (Sambia), die Generalsekretärin der Bischofskonferenz des Südlichen Afrika, Hermenegild Makoro (Südafrika) und die frühere Polizeichefin und Kinderschutzexpertin der US-Bischofskonferenz, Teresa Kettelkamp Morris (USA).

Weiter mit dabei sind der Leiter des italienischen Kindernotrufs „Telefono azzurro“, Ernesto Caffo, der Psychotherapeut Gabriel Dy-Liacco (Philippinen/USA), der Leiter des UN-Kinderrechtsbüros Benyam Dawit Mezmur (Äthiopien), der frühere Richter Owen Neville (Australien). Der Gründer der Jugendhilfe-Einrichtungen „Fazienda de Esperanza“, Nelson Giovannelli Rosendo dos Santo (Brasilien), Polens frühere Ministerpräsidentin und Jura-Professorin Hanna Suchocka sowie die Pädagogin Sinalelea Fe’ao (Tonga) gehören der Kommission ebenfalls an.