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Kirche: Kritik wohl Anlass für „Steuerreform“

Der Generalsekretär der österreichischen römisch-katholischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, hat gegenüber Kathpress gemutmaßt, das Treffen zur Steuerreform mit dem damaligen Generalsekretär des Finanzministeriums, Thomas Schmid, stehe mit der Kritik der Kirche an der ÖVP-FPÖ-Regierung in Zusammenhang.

Schipka bestätigte der katholischen Nachrichtenagentur am Montag einen Bericht des Magazins „profil“ über ein Chatprotokoll zwischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und dem damaligen Generalsekretär des Finanzministeriums, Thomas Schmid, nach einem Gespräch zwischen Schmid und Schipka im März 2019.

Gleichzeitig präzisierte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, dass der „ungewöhnliche Gesprächstermin“ mit dem Finanzministerium damals im Büro der Bischofskonferenz stattgefunden habe. Der unmittelbare Anlass dafür sei „vermutlich die Kritik der katholischen Kirche an einigen politischen Vorhaben der damaligen ÖVP-FPÖ-Regierung“ gewesen, schrieb Kathpress.

Finanzministerium: „Ist ja nichts herausgekommen“

Der Termin am 13. März 2019 sei auf Initiative des Generalsekretariats des Finanzministeriums zustande gekommen, sagte Schipka im „profil“. Aus dem Finanzministerium hieß es am Dienstag auf Anfrage von religion.ORF.at, dass man die „Chats von Dritten“ nicht kommentiere.

Man kenne die Termine nicht und auch nicht, was besprochen werden sollte, „und es ist ja nichts dabei herausgekommen“, sagte ein Pressesprecher des Ministeriums.

Generalsekretär der Bischofskonferenz Peter Schipka
APA/Roland Schlager
Peter Schipka, Generalsekretär der römisch-katholischen Bischofskonferenz, sei vom Anliegen Schmids „überrascht“ gewesen

Steuerrechtliche Verschlechterungen mitgeteilt

Schipka sagte gegenüber Kathpress: „Man hat uns bei dem Termin mitgeteilt, dass man im Zuge der Steuerreform verschiedene Verbindungen zwischen Staat und anerkannten Kirchen prüfe. Ich kann mich zwar nicht mehr an jedes Detail erinnern, aber es ging um verschiedene Steuertatbestände, unter anderem um die Absetzbarkeit von Kirchenbeiträgen und die Beiträge zum Denkmalschutz. Es ist zwar legitim, dass ein Staat sich darüber Gedanken macht, aber ich war schon überrascht und verwundert.“

Zur „profil“-Frage, ob er einen Zusammenhang zwischen der Kritik der Kirche an der Asylpolitik und dem kurzfristigen Termin mit dem Finanzministerium sehe, meinte Schipka: „Die Interpretation steht jedem frei.“ Folgetermin habe es aber jedenfalls keinen gegeben.

Chat über Gespräch mit Schipka

In dem nun öffentlich gewordenen Chatverlauf zwischen Kurz und Schmid geht es um genau das Gespräch Schmids mit Schipka, in dem diesem die Überlegungen zur steuerrechtlichen Verschlechterung der Kirche mitgeteilt wurden. Für Irritationen sorgt dabei zum einen die Diktion der Chats und zum anderen der zeitliche Zusammenhang mit öffentlichen kirchlichen Äußerungen zur Asylpolitik der damaligen ÖVP-FPÖ-Regierung.

Ende Februar 2019 hatte Kardinal Christoph Schönborn angesichts der Pläne von FPÖ-Innenminister Herbert Kickl für eine Präventivhaft („Sicherungshaft“) für Asylwerber vor diktatorischen Verhältnissen gewarnt.

Kirchliche Kritik an geplanter „Sicherungshaft“

„Wenn wir uns einmal daran gewöhnen, dass Menschen im Vorhinein ‚vorsorglich‘ eingesperrt werden können, wohin führt das?“, fragte der Kardinal damals besorgt in seiner Kolumne in der Gratiszeitung „Heute“. Und auch Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka hatte die Pläne im Kathpress-Interview heftig kritisiert und vor „unabsehbaren Folgen auf die grundrechtlich garantierte persönliche Freiheit“ gewarnt.

„profil“ zitierte nun aus dem Protokoll eines Handy-Chats zwischen Kurz und seinem Vertrauten Schmid vom 13. März 2019. Schmid war damals Generalsekretär des Finanzministeriums und Kabinettschef von Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP), stand aber vor dem Wechsel an die Spitze der Staatsholding ÖBAG.

„Du Aufsichtsratssammler :)“

Schmid schrieb an besagtem 13. März an Kurz (Anm.: wörtliches Transkript): „Heute ist die Kirche bei uns Schipka kommt um 16.00 Wir werden Ihnen ordentliches Package mitgeben Im Rahmen eines steuerprivilegien Checks aller Gruppen in der Republik wird für das BMF auch die Kirche massiv hinterfragt Alles sind gleich Dann gehen wir unsere Liste durch. LG Thomas“. Kurz replizierte: „Ja super. Bitte Vollgas geben.“ Darauf Schmid: „Yea! Das taugt mir voll“.

Nach dem Gespräch schrieb Schmid noch am selben Tag an Kurz (Originaltranskript): „Also Schipka war fertig! Steuerprivilegien müssen gestrichen werden Förderungen gekürzt Und bei Kultus und Denkmalpflege wesentliche Beiträge Heimopfergesetz werden wir deckeln Er war zunächst rot dann blass dann zittrig Er bot mir Schnaps an den ich in der Fastenzeit ablehnte weil Fastenzeit Waren aber freundlich und sachlich“. Der Kanzler bedankte sich: „Super danke vielmals!!!! Du Aufsichtsratssammler :)“.