Online-Führungen

„Kultum“ Graz: Drei Minuten religiöse Kunst

Mit „Kunsthäppchen“ macht das Grazer „Kultum“ (Kulturzentrum bei den Minoriten) Appetit auf eine Ausstellung moderner religiöser Kunst. In dreiminütigen Videos werden Werke von Guillaume Bruere vorgestellt.

„DEAD & ALIVE. Alte Meister“ lautet der Titel der Schau mit Werken, die der international renommierte französische Künstler in Anlehnung an seine malerischen Vorbilder wie Albrecht Dürer, El Greco, Caravaggio oder Rembrandt schuf. Der Künstler stellte unter anderem christliche Motive im Stil verschiedener alter Meister her.

Im Zentrum stehen dabei – passend zur Osterzeit – Kreuzesdarstellungen, wie „Kultum“-Leiter Johannes Rauchberger als Ausstellungskurator in seiner jüngst begonnenen Serie von Drei-Minuten-Miniführungen sagte. Nach und nach will der Theologe und Kunsthistoriker auf diese Weise Höhepunkte der Schau im Internet präsentieren.

Gemälde von Guillaume Bruere
Johannes Rauchenberger
Im Stil Caravaggios: Brueres Grablegung Christi

Mysterium in „malerischer Kraft“

Noch bis 8. Mai sind die Arbeiten Brueres im kirchlichen Kulturzentrum zu sehen. Auch wenn coronavirusbedingt keine Eröffnung möglich war und derzeit auch keine begleitenden Themen-Führungen vor Ort, „sind diese Werke stark genug, mit einer unsäglichen malerischen Kraft ein Mysterium zu umschreiben, das man gemeinhin höchstens noch der historischen Kunst zuschreibt“, so Rauchenberger.

Es gebe kaum einen Künstler im internationalen Kunstgeschehen, der sich so fragil der zentralen Gestalten des Christentums annimmt wie Bruere.

Gemälde von Guillaume Bruere
Johannes Rauchenberger
Kreuzigungsdarstellungen

In der ersten seiner „Miniführungen“ erläutert der kirchliche Kunstexperte die Arbeitsweise des Künstlers: Bruere fertigte seine „Museumszeichnungen“ in großen europäischen Museen in Berlin, Zürich, Stuttgart und Wien an, aber auch in der Mittelaltersammlung des Grazer Joanneums war er eine Woche lang anlässlich seiner Mitwirkung an der 800-Jahre-Diözese-Graz-Ausstellung „Glaube Liebe Hoffnung“ tätig. Die Gemälde und Skulpturen alter Meister „rufen mich“, sagt Bruere über seine vielfältigen Rekurse auf altes christliches Kulturerbe.

Ohne Malerei „spirituell verloren“

Dabei wuchs der 1976 geborene Künstler säkularisiert und ohne christliche Erziehung auf, Religion kam auch in seiner Ausbildung nicht vor. Bruere fand erst nach intensiven Museumsbesuchen einen unvoreingenommenen Zugang zum Christentum.

Gemälde von Guillaume Bruere
Johannes Rauchenberger
Darstellung im Stil Giorgiones

„Ich getraue mich eigentlich zu sagen, dass ich es der Malerei verdanke, dass ich begonnen habe, die Frage nach Gott überhaupt stellen zu können. Malerei, so betrachtet, verstehe ich für mich auch als Werkzeug, ohne das ich auch spirituell verloren wäre“, wurde der Künstler in der Ausstellungsankündigung zitiert. Vor allem das späte Mittelalter habe es ihm angetan.

Gespräch statt Eröffnung

In weiteren Dreiminuten-Einblicken will Rauchenberger der Faszination Brueres dem Hl. Hieronymus gegenüber nachspüren, den „geschälten“ Figuren von Adam und Eva, der Apostelserie El Grecos oder der Grablegung Caravaggios. Statt einer Eröffnung führte Rauchenberger mit dem Künstler ein langes Gespräch, das Interessierte – begleitend oder auch als Nachschau zur Ausstellung – online abrufen können.