Hans Küng
AFP/DANIEL BOCKWOLDT
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Todesfall

Theologe Hans Küng ist tot

Hans Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit, profilierter Kirchenkritiker und Begründer der Stiftung Weltethos, ist am Dienstagmittag im Alter von 93 in seinem Haus in Tübingen gestorben.

Der von 1960 bis 1996 in Tübingen lehrende Schweizer hat die katholische Kirche maßgeblich mitgeprägt. Seine Bücher wie „Unfehlbar? Eine Anfrage“, „Christ sein“ oder „Existiert Gott?“ wurden Bestseller, brachten ihn aber auch in Konflikt mit dem kirchlichen Lehramt. In den vergangenen 30 Jahren engagierte sich Küng vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im „Projekt Weltethos“.

Friede unter den Religionen als Grundlage für Weltfrieden

Die Gründung eines entsprechenden Instituts an der Universität Tübingen 2011 bezeichnete er als Anerkennung dieser Arbeit. „Nicht zuletzt, weil meine Jahre gezählt sind und ich möchte, dass mein Lebenswerk nach meinem Tod fortgeführt wird“, sagte Küng damals. Hinter dem Projekt steht die Überzeugung, ohne Frieden unter den Religionen könne es keinen Frieden unter den Staaten geben.

Küng hatte 1990 das Buch „Projekt Weltethos“ veröffentlicht und war darin in Anlehnung an die Philosophie Immanuel Kants der Frage nach einer alle Menschen und alle Religionen verbindenden Wertehaltung nachgegangen. Küng erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.

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1979 Entzug der Lehrerlaubnis

1979 hatte Rom ihm die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Als Papst Benedikt XVI. – wie Küng einer der beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) zurate gezogenen Theologen und danach als Präfekt der Glaubenskongregation zuständig für den „Fall Küng“ – den Theologen 2005 in Castel Gandolfo empfing, sorgte das weltweit für Aufsehen. Dabei ging es um das Weltethos-Projekt und das Verhältnis von Naturwissenschaft, Vernunft und Glaube, nicht um kirchliche Lehrfragen.

Plädoyer für innerkirchliche Erneuerung

Danach gab es einen Briefwechsel zwischen dem später zurückgetretenen Papst und Küng. Seit Anfang der 1960er Jahre, noch vor dem Konzil (1962–65), hatte sich der Konflikt um Küng angebahnt, bei dem es auch um die Frage ging, wie Jesus Christus verstanden werden soll. Küng plädierte immer wieder für eine innerkirchliche Erneuerung und eine ökumenische Öffnung mit dem Ziel der Vereinigung der Kirchen.

Küng sah sich als „loyalen katholischen Theologen“. Seine Bücher mit Millionenauflage wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 2015 begann der Herder Verlag eine auf 48 Bände angelegte Herausgabe seiner gesammelten Werke. Küng, der auch die Zeitschrift für Theologie „Concilium“ mitbegründete, erhielt auch Ehrenbürgerwürden, das Bundesverdienstkreuz mit Stern und wissenschaftliche Preise.

Den letzten großen öffentlichen Auftritt hatte Küng im Frühjahr 2018. Die Stiftung Weltethos und die Universität hatten zu seinem 90. Geburtstag ein wissenschaftliches Symposium ausgerichtet, an dem unter anderen viele theologische Schüler Küngs teilnahmen und eine Bilanz seines Schaffens zogen.