Ein Mädchen hält eine Tafel mit einer Mondsichel und den Tagen, wie lang der Ramadan dauert
Reuters/Lindsey Wasson
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Muslime

Ramadan zum zweiten Mal mit Einschränkungen

Zum zweiten Mal begehen viele Musliminnen und Muslime den Fastenmonat Ramadan während der Coronavirus-Pandemie. Das bedeutet erneut den Verzicht auf großes gemeinschaftliches Feiern.

Der Ramadan ist die zentrale Fastenzeit im Islam. In den etwa vier Wochen ist tagsüber – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang – Fasten vorgeschrieben. Ausgenommen vom Fastengebot sind Kinder, Schwangere, Kranke und Reisende.

Ramadan ist der neunte Monat im muslimischen Kalender und dauert 29 oder 30 Tage – 2021 von 12. April bis 12. Mai. Die Zeit bis zum Fest des Fastenbrechens gilt als Zeit der Besinnung. Praktizierende Musliminnen und Muslime verzichten in dieser Zeit tagsüber auf Nahrung und Flüssigkeit, sowie Sexualität und versuchen, mit sich und ihren Mitmenschen ins Reine zu kommen.

Gemeinschaft im kleinen Kreis

Im Monat Ramadan, so die Lehre, wurde dem Propheten Mohammed der Koran herabgesandt. Die Fastenzeit wird von vielen als besonders gemeinschaftsbildend empfunden durch das Fastenbrechen am Abend und das gemeinsame Gebet danach.

Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), schrieb in einer Aussendung: „Auf die Freude des gemeinschaftlichen Fastenbrechens in den Moscheen müssen wir in diesem Jahr leider verzichten.“

Eine Familie beim Iftar im Ramadan
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Auch heuer wird das Iftar – das Fastenbrechen am Abend im Ramadan – im kleinsten Kreis gefeiert

Der Schutz und die Gesundheit der Mitmenschen habe weiterhin absolute Priorität. „Den Fastenmonat Ramadan begehen wir daher unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen, schließlich liegt es auch im Interesse unserer Glaubensgemeinschaft, dass in unseren Gotteshäusern keine Ansteckungen stattfinden“, so Vural.

Kein erhöhtes Infektionsrisiko durch Fasten

Laut Gesundheitsexpertinnen und Experten erhöhe das Fasten das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus nicht, so die Aussendung der IGGÖ. „Geistig und körperlich gesunde Menschen, die die religiöse Reife erreicht haben, können daher auch dieses Jahr wie gewohnt fasten.“

Die IGGÖ hatte bereits im März des vergangenen Jahres ein ausführliches Sicherheits- und Hygienekonzept für ihre rund 350 Moscheen österreichweit ausgearbeitet. Dadurch seien bisher Cluster in Moscheen verhindert worden.

Hinweis:

Für Menschen, die mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen haben und seelischen oder familiären Problemen gegenüberstehen, gibt es eine anonyme psycho-soziale Beratung und Telefonseelsorge: Montags 16.00 -19.00 Uhr und Donnerstags 9.00 -13.00 Uhr unter 0800 / 999 179 oder per E-Mail: telefonseelsorge@derislam.at und beratungsstelle@derislam.at.

Sicherheitskonzepte für Moscheen

Der aktuelle Leitfaden sieht unter anderem das konsequente Einhalten von Sicherheitsabständen, das verpflichtende Tragen einer FFP2-Maske und die Verwendung eigener Gebetsteppiche sowie die regelmäßige Testung des Moscheepersonals vor. Einrichtungen, die die Einhaltung der strengen Präventionsmaßnahmen nicht gewährleisten können, wird von der IGGÖ „dringend empfohlen, ihre Tore geschlossen zu halten“.

Wie lange die Maßnahmen Gültigkeit haben und ob die Verrichtung öffentlicher Gottesdienste bis zum Ende des Ramadans möglich sein wird, hänge maßgeblich von den Beschlüssen der Bundesregierung, den Empfehlungen der Gesundheitsexpertinnen und -experten sowie der Beratung mit den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften ab.

Aufruf zur Impfung

Die IGGÖ ruft die muslimische Community auf, sich impfen zu lassen. „Der sicherste und effektivste Weg, sich selbst, unsere Mitmenschen und vor allem die am meisten gefährdeten Personen vor dem Coronavirus zu schützen, ist die Inanspruchnahme einer Schutzimpfung.“

Muslime empfehlen Impfung

Dienstagfrüh startete für die Muslime der Fastenmonat Ramadan. Gläubige fasten 30 Tage lang von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Traditionell gibt es nach Ablauf des Monats große Feiern, doch auf diese muss heuer verzichtet werden.

IGGÖ-Präsident Vural kündigte an, sich „aus einer solidarischen Haltung der Gesellschaft gegenüber jedenfalls impfen lassen“. Auch der theologische Beratungsrat der IGGÖ sprach die Empfehlung aus, sich impfen zu lassen. Ausdrücklich wird festgehalten, dass die Impfung das Fasten im Ramadan nicht bricht. Auch die renommierte Kairoer Al-Ashar-Moschee hatte sich diesbezüglich geäußert – mehr dazu in Al-Ashar: Impfung bricht Ramadanfasten nicht.

„Hoffentlich letzte Phase“

„Wir befinden uns in der hoffentlich letzten Phase einer kollektiven Anstrengung zur Bekämpfung der Coronapandemie in Österreich. Für alle Musliminnen und Muslime, die den Ramadan begehen, gilt es nun, aus dieser gesegneten Zeit im engsten familiären Kreis neue Kraft für die letzten Meter zu schöpfen“, schreibt die IGGÖ in ihrer Aussendung.