Katholisch

Küng an Nicht-Rehabilitierung „gelitten“

Die Tübinger Dogmatikerin Johanna Rahner beklagt die ausgebliebene Rehabilitierung für den am Dienstag verstorbenen Theologen Hans Küng. Am Entzug der Lehrerlaubnis und daran, dass er nie rehabilitiert wurde, habe Küng „bis zu seinem Tode gelitten“.

Das sagte die Theologin am Freitag dem Kölner Online-Portal domradio.de. Sie sprach in dem Zusammenhang von Fehlern der katholischen Kirche. Dass Küng nicht rehabilitiert wurde, „das halte ich tatsächlich für einen großen Fehler, neben dem zweiten großen Fehler, die Diskussion damals abgebrochen zu haben und ihm die Erlaubnis zu entziehen.“, sagte die Theologin.

Die „Affäre Küng“ gewähre Theologinnen und Theologen bis heute einen Vorteil, die Strukturen seien ähnlich, „aber die Atmosphäre hat sich verändert“, so Rahner.

Kritiker nicht mehr „mundtot“ machen

„Wir sind jetzt Dank der Vorarbeiten von Hans Küng so weit, dass man auf diese Art und Weise mit anderen Meinungen, die vielleicht nicht mehr der Tradition sofort vereinbar erkannt werden, nicht so umgeht, dass man sie versucht mundtot zu machen, sondern dass man sich wirklich dem Diskurs aussetzt“, sagte die Theologin, die das von Küng gegründete Institut für Ökumenische und Interreligiöse Forschung der Universität Tübingen leitet.

Theologe Hans Küng
AFP/Photo/Joel Saget
Theologe Hans Küng starb am Dienstag, von der katholischen Kirche wurde er nie rehabilitiert

1979 Lehrerlaubnis entzogen

In den vergangenen 30 Jahren hatte sich Küng vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im „Projekt Weltethos“, engagiert. 1979 hatte ihm der Vatikan die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Der Wissenschaftler, dessen Bücher in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden und die Millionenauflagen erreichten, erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.

Zahlreiche Religionsvertreterinnen und -vertreter würdigten den verstorbenen Theologen und Kirchenkritiker nach seinem Tod. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sprach von einem „anerkannten und streitbaren Forscher“. Künge habe es sich nie nehmen lassen, „für seine Überzeugungen einzutreten“, sagte der Limburger Bischof nach einer Mitteilung der Bischofskonferenz. „Auch wenn es diesbezüglich Spannungen und Konflikte gab, danke ich ihm in dieser Stunde des Abschieds ausdrücklich für sein jahrelanges Engagement als katholischer Theologe in der Vermittlung des Evangeliums.“