Militärherrschaft

Myanmar: Missionar berichtet von Gewalt

Armut, Gewalt und Angst: Davon ist aktuell die Lage der Menschen im südostasiatischen Land Myanmar nach dem Militärputsch von Anfang Februar geprägt. Das berichtet der österreichische Franziskanerpater Johannes Nepomuk Unterberger in der neuen Ausgabe der Linzer Kirchenzeitung.

Der gebürtige Bad Ischler und frühere österreichische Tennis-Staatsmeister lebt seit 2016 in Myanmar, aktuell in Rangun, der größten Stadt des Landes, wo die Militärregierung kürzlich Demonstrierende getötet hat. Selbst Einkaufen sei nur unter Lebensgefahr möglich, so der Franziskaner, der eine Ausreise aus dem Land aktuell jedoch noch ausschließt: „Ich als Europäer verstehe mich als Unterstützung für meine Ordensbrüder aus Myanmar und als Brücke zu den Ländern des Westens.“

Unterberger sieht sich als Zeuge dessen, „was hier passiert, was ich durch meine einheimischen Mitbrüder und die Familien, mit denen ich in Kontakt bin, erfahre“. Das Vorgehen des Militärs beschreibt der Ordensmann als „unvorstellbar brutal“. Jeder Protestierende werde als Terrorist eingestuft.

Gewalt und Willkür

„Soldaten auf der Straße zu treffen, ist sehr gefährlich. Wenn ihnen irgendetwas nicht passt, kannst du das Kreuzzeichen machen“, so der Franziskaner. Auch das Handy bleibe bei Einkäufen in der Wohnung, da Soldaten kontrollieren, was darauf gespeichert ist. „Finden sie aus ihrer Sicht Verdächtiges, wird man verhaftet.“

Rot beschmierte Fensterscheiben bei Protesten gegen die brutale Militärherrschaft in Myanmar
APA/AFP/Facebook
Die Militärherrschaft in Myanmar geht mit Gewalt gegen die Bevölkerung vor

Die Gewaltereignisse hinterlassen auch bei Unterberger bereits psychische Folgen: „Als Mensch habe ich mein Limit schon überschritten. Ich bin emotional am Boden. Brutales Morden kann ich nicht aushalten“, erzählt der Franziskanerpater. Kraft gebe ihm das Gebet, die heilige Messe sowie das Tagebuch der heiligen Schwester Faustyna (Kowalska).

Kaum Hoffnung auf Besserung

Hoffnung auf eine baldige Verbesserung der Lage in Myanmar hat der Ordensmann kaum. „Ich glaube eher, dass es noch schlimmer wird.“ Helfen könnten etwa UNO-Soldaten, jedoch würden sich China und Russland gegen die Entsendung von Blauhelmen aussprechen. „Doch nur sie könnten die Zerstörung des Landes stoppen.“

Neben der Gewalt gehöre die extreme Armut zu den Hauptproblemen des Landes. „Wir sind als Franziskaner gerufen, das Leben mit den Armen zu teilen“, so Unterberger. Um die Menschen finanziell zu unterstützen hat der Pater ein Projekt initiiert, bei dem drei Großfamilien – rund 50 Personen – Rosenkränze und Armbänder herstellen. Diese Arbeit sei ein „ganz wichtiger Beitrag zu ihrem Überleben“. Aktuell sei aber kein Export nach Österreich möglich, wo der Großteil verkauft wird.

Franziskaner kleine Gruppe in Myanmar

Unterberger wollte ursprünglich Tennisprofi werden und war 1996 österreichischer Herren-Staatsmeister. 2001 trat er aber in den Franziskanerorden ein und empfing 2013 die Priesterweihe. In Myanmar gehört er zu einer kleinen Gruppe von Franziskanern, die die Ordensgemeinschaft in dem südostasiatischen Land einwurzeln sollen.

Hinweis

Spenden für Pater Unterbergers Arbeit: Raiffeisenkasse Pfandl, Kennwort Pater Joe, IBAN: AT42 3454 5000 0011 2896.

Zusammen mit dem Österreicher leben derzeit fünf weitere Franziskaner-Brüder mit ewigen Gelübden in der Fünf-Millionen-Stadt Rangun. Vier von ihnen stammen aus Myanmar, einer von den Philippinen. Dazu kommen zwei einheimische Brüder mit zeitlicher Profess und sechs Kandidaten, die aus verschiedenen Orten des Landes kommen.

Derzeit keine Ausreise geplant

Aktuell wohnt der Unterberger nicht im Haus der Gemeinschaft, da dies die lokale Stadtverwaltung nicht gestattet, sondern alleine in einer Wohnung, nachdem sein indonesischer Mitbruder vor einem Monat das Land verlassen hat. „Mit der Gemeinschaft halte ich telefonisch Kontakt“, schildert der Ordensmann.

Eine Ausreise schließt er trotz Unsicherheiten und Gewalt aber aus, auch aus pragmatischen Gründen: „Wenn ich das Land verlasse, bekomme ich nicht so rasch wieder ein Visum. Das aktuelle Visum ist noch bis Februar 2022 gültig.“

Unterstützung für Protestierende

Das buddhistisch dominierte Myanmar hat rund 55 Millionen Einwohner, davon sind etwa 70.0000 Menschen katholisch. Unterstützung erhalten die Proteste gegen das Militärregime von allen Religionsgemeinschaften, auch Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Yangon, stärkt die friedlichen Proteste der Bevölkerung und fordert den Dialog mit dem Militär.