Sizilien

Anti-Mafia-Richter seliggesprochen

Der im Kampf gegen das organisierte Verbrechen ermordete Richter Rosario Livatino (1952-1990) ist am Sonntag im sizilianischen Agrigent seliggesprochen worden.

An der Zeremonie in der Kathedrale durften wegen anhaltender Coronavirus-Pandemie nur wenige Kleriker, Angehörige und Gläubige teilnehmen. Das italienische Fernsehen übertrug die Feier live. Kurienkardinal Marcello Semeraro, Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, würdigte den populären Juristen in seiner Predigt als „Märtyrer Christi“.

Livatino sei ein „Zeuge für die Gerechtigkeit des Gottesreiches“. Das blutverschmierte Hemd des neuen Seligen wurde in einem Reliquienschrein ausgestellt. Künftiger Gedenktag für den Ermordeten ist der 29. Oktober.

Das Hemd des seliggesprochenen anti-mafia-Richters Rosario Livatino
APA/AP/LA Presse/Fabio Peonia
Das Hemd des seliggesprochenen Anti-Mafia-Richters Rosario Livatino

Papst: „Zeuge des Evangeliums“

Papst Franziskus bezeichnete Livatino beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz als Vorbild für alle Richter. Der junge Mann habe sich im Kampf gegen die Mafia niemals korrumpieren lassen, lobte das Kirchenoberhaupt. Stattdessen sei der Sizilianer – bis zu seinem heldenhaften Tod – ein „Zeuge des Evangeliums“ gewesen.

Livatino, Beamter der Staatsanwaltschaft in Agrigent und ab 1989 Richter, war am 21. September 1990 durch ein Kommando der kriminellen Organisation Stidda erschossen worden. Franziskus erkannte den Tod des 37 Jahre alten überzeugten Katholiken vor einigen Monaten per Dekret als Martyrium an. Das Datum der nun erfolgten Seligsprechung erinnert an den Besuch von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) in Agrigent, wo er in einer historischen Rede am 9. Mai 1993 der Mafia das Gericht Gottes androhte.

Vatikanische Anti-Mafia-Arbeitsgruppe

Der Vatikan rief zudem eine „Arbeitsgruppe zur Exkommunikation der Mafia“ ins Leben. Ziel sei es, internationale Initiativen gegen organisierte Kriminalität anzustoßen und zu fördern, hieß es. Wie das Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen mitteilte, soll das Gremium mit Bischöfen in aller Welt zusammenarbeiten. Der Name des Arbeitskreises greift ein Zitat von Papst Franziskus aus dem Jahr 2014 auf.

Damals erklärte das Kirchenoberhaupt bei einem Besuch in der ’Ndrangheta-Hochburg Kalabrien: „Diejenigen, die den Weg des Bösen gehen, so wie es die Mafiosi tun, sind nicht in der Gemeinschaft mit Gott. Sie sind exkommuniziert.“ Exkommunikation bedeutet den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft.

Gruppe aus acht Mitgliedern

Die neue Anti-Mafia-Gruppe des Vatikans besteht aus acht Mitgliedern. Mit dabei ist die Politikerin Rosy Bindi, frühere Vorsitzende des gemeinsamen Anti-Mafia-Ausschusses der italienischen Parlamentskammern. Auch der Priester Don Luigi Ciotti gehört dazu. Er gilt in Italien als einer der profiliertesten Gegner des organisierten Verbrechens.