Deutschland

Segnungsgottesdienste für „alle Liebenden“

In Deutschland wurden am Montag in katholischen Kirchen „Segnungsgottesdienste für Liebende“, auch für homosexuelle Paare, abgehalten, obwohl der Vatikan dies kürzlich ausdrücklich verboten hat.

Im Rahmen der Aktion „Liebe gewinnt“ waren insgesamt 110 Gottesdienste rund um den 10. Mai gelistet, wie die Initiatoren mitteilten. Mit den Segnungsgottesdiensten für gleichgeschlechtliche Paare setzten sich die Katholiken demonstrativ über den Vatikan hinweg, der im März erklärte, dass Gott „Sünde“ nicht segnen könne.

Bei der Aktion sei es bewusst darum gegangen, die Segnungen öffentlich zu vollziehen – „nicht um die Paare vorzuführen, sondern weil die Initiatorinnen und Initiatoren die zum Teil jahrzehntelange Praxis des heimlichen Segnens als unwürdig empfanden“, hieß es in der Mitteilung.

Von Resonanz „überwältigt“

Sie sei „unwürdig für die zu segnenden Paare und unwürdig für eine Kirche, die für Menschenzugewandtheit einsteht und in diesen Fragen der sexuellen Orientierung ein Paradigma offenbart, das in keiner Gesellschaft, die sich den fundamentalen Menschenrechten verpflichtet fühlt, mehr tragbar ist“.

Die Resonanz habe alle überwältigt, erklärten die Initiatoren. Damit sei nicht nur die mediale Rückmeldung, sondern vor allem die der Paare gemeint, die auf die Gemeinden zugekommen seien. Gesegnet wurden etwa auch Menschen, die sich nach einer zerbrochenen Ehe neu verliebten. Aus einem „Graswurzel“-Impuls sei eine Bewegung hervorgegangen.

DBK: Gottesdienste nicht als Protest geeignet

Eine Aktion dieser Art und Größenordnung gab es in der Kirche bisher noch nicht. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, ist zwar nicht grundlegend gegen solche Segnungen, hat die Initiative aber kritisiert: Segnungsgottesdienste seien „nicht als Instrument für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen geeignet“.

Einer der Initiatoren, Pfarrer Bernd Mönkebüscher aus Hamm, widersprach dem. Natürlich dürften Gottesdienste nicht instrumentalisiert werden. „Andererseits ist jeder Gottesdienst politisch“, sagte Mönkebüscher der Deutschen Presse-Agentur.

"Jetzt in diesem Zusammenhang finde ich, dass die Gottesdienste ein Schulterschluss sind mit all denjenigen, die sich von diesem Nein aus Rom verletzt fühlen. Das Wort „Protest" ist von den Initiatoren an keiner Stelle verwendet worden.“ Das sei erst in der Erklärung von Bätzing aufgetaucht.

Proteste gegen Vatikan-Dekret

Im März hatte die Glaubenskongregation des Vatikans klargestellt, dass es „nicht erlaubt“ sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen „nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hin geordnet anerkannt werden“ könnten. Im deutschsprachigen Raum protestierten zahlreiche katholische Verbände und über 280 Theologieprofessorinnen und -professoren dagegen.

Der Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) solidarisierte sich am Sonntag ausdrücklich mit Pfarrern, „die aus Gewissensgründen gleichgeschlechtlichen Paaren den Segen nicht verweigern“. Darüber hinaus forderte die BDKJ-Hauptversammlung die Bischöfe in Deutschland auf, „einen Segensritus für gleichgeschlechtliche Beziehungen in ihren Diözesen einzuführen“.

Hoffnungen auf Neuerungen enttäuscht

Mönkebüscher sagte, die Segnungsgottesdienste, aber auch die vielen Regenbogenfahnen an den Kirchen und der Protest mit Unterschriftenlisten seien sichtbare Zeichen eines breiten Widerstands gegen das Verbot des Vatikans. „Das, was Rom jetzt gesagt hat, war nicht neu. Man hatte aber gehofft, dass es nicht mehr gesagt werden würde. Und man hatte gehofft, wenn sich Rom überhaupt noch einmal zu einem solchen Thema äußert, dann moderater und offener.“ Darin sei man leider enttäuscht worden.